Gladio und das Wiesnattentat – Eides-Erklärung des Andreas Kramer

Nummer 439

EIDESSTATTLICHE ERKLÄRUNG vom
13. März 2013

Im Jahre zweitausenddreizehn.
den dreizehnten März

Vor dem unterzeichneten Notar
Paul DECKER im Amtssitz in Luxemburg.

Ist erschienen:

Herr
Andreas Johannes Kramer, Historiker, geboren in Hannover (Deutschland), am 26.
Juni 1964, wohnhaft in Duisburg (Deutschland).

Welcher
Komparent durch den amtierenden Notar über die Bedeutung der nachfolgenden
eidesstattlichen Erklärung belehrt, im Rahmen von Artikel 402 der
luxemburgischen Zivilprozedur, nachfolgende Erklärung beurkunden liess:

“Ich
nehme zur Kenntnis, dass meine nachfolgende Erklärung mich im Falle einer
Falschaussage strafbar macht.

Ich bin
weder verwandt oder verschwägert, und stehe in keinem Arbeitsverhältnis der
Beschuldigten in der “Bommeleeer” Angelegenheit.

Ich bin
Historiker und wohne in Duisburg. Die Fakten über die ich berichte, stammen
allesamt von meinem Vater Johannes Karl KRAMER, ehemaliger Soldat im Rang eines
Hauptmanns im Verteidigungsministerium in Bonn (Streitkräfteamt der Bundeswehr)
Abteilung G4 und zusätzlich war er Agent des BND, Abteilung IV in München‑Pullach.

Unter
dem Code‑Namen „Cello” war er Operationsleiter der Gladio‑Stay Behind des
BND und koordinierte Einsätze in Deutschland, den Beneluxstaaten und der
Schweiz (P26).

E”>Seit
seiner Enttarnung 1973 durch den KGB, vermittels Verrat seiner Sekretärin
Heidbrun HOFER lieferte er an KGB General Yuri DROSDOV als Doppelagent
Informationen über die verbündeten Agenten in Stay Behind an Moskau. In seiner
Koordinierungsfunktion der Geheimdienste Großbritannien (MI6), Belgien,
Hollands (1&0) und Luxemburg (SREL) stand er u.a. in engem Kontakt mit
Charles HOFFMANN.

Charles
HOFFMANN in seiner Eigenschaft als Operationsleiter Stay Behind in Luxemburg
war als Spezialagent in einem damals geheimen Natostützpunkt in Sardinien in
Sabotage, Sprengung und Einbrüchen im Zeitraum von 1973 bis 1976 ausgebildet
worden. Die Luxemburger Agenten der Stay Behind wurden in Schottland in den
gleichen Sparten ausgebildet.

Die
luxemburger Gruppe war verantwortlich für sämtliche Einbrüche und
Sprengstoffdiebstähle während der Jahre 1984‑1985.

Luxemburg
war zudem im Jahre 1984, da es die Haager Konvention über das Verbot von
Sprengfallen nicht unterzeichnet hatte, der ideale Ort solcher Übungen. Zudem
sollten alle diesbezüglichen Attentate die Bevölkerung terrorisieren und
politisch zu einem Rechtsruck einschwören.

Während
in München (26.09.1950) und Bologna Natosprengstoffe verwendet wurden, bediente
sich die luxemburger Gruppe der von ihr entwendeten Sprengstoffe. Die Ziele
waren als Übungen gedacht für spätere Feindeseinsätze hinter den Frontlinien.

Wenn
mein Vater die Interventionen verschiedener ausländischer Gruppen mit den
Luxemburgern koordinierte d.h. zusammenbrachte, so war Herr Hoffmann zuständig
für die Auswahl seiner Agenten, die Zielorte und den Einsatz vor Ort im
Zielgebiet.

Alles
lief laut meinem Vater über seinen Schreibtisch. Für meinen Vater galten die
luxemburger Agenten als sehr zuverlässige Partner innerhalb der Nato Stay
Behind Organisation.

Das
Verschwinden des Beweismaterials in mehreren Etappen wurde von meinem Vater
zusammen mit Hoffmann organisiert, um alle Spuren zu verwischen. Mein Vater
hatte mir dies noch zu Lebzeiten während meiner Tätigkeit im Bundestag in Bonn
1991 und im Frühjahr 1992 anvertraut. Er hat mich damals ebenfalls über den
streng vertraulichen Stand der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft in Luxemburg
informiert.”

Also
wurde verstehende Erklärung durch den Kompetenten diktiert und wurde dieselbe
so wie sie mir diktiert wurde, niedergeschrieben und sodann dem Komparenten
vorgelesen, welcher erklärt dieselbe wohl zu verstehen und dabei zu beharren,
da sie der Wahrheit entspräche.

Zivilstandsbescheinigung

Der
unterzeichnete Notar bescheinigt den Zivilstand des Komparenten. auf Grund
seines deutschen Personalausweises Nummer 50.5092695 gültig bis zum 26.Juli
2015.

Worüber
Urkunde, wovon der Notar kein Original behält (en brevet).

Aufgenommen
in Luxemburg, in der Amtsstube des amtierenden Notars.

Datum
wie eingangs erwähnt.

Und
nach Vorlesung an den Komparenten, dem Notar nach Namen, gebräuchlichen
Vornamen, Stand und Wohnort bekannt, hat Letzterer mit dem Notar
unterschrieben.

A.
Kramer & Paul Decker

Quelle

Kommentar in der Letzeburger Zeitung:

Sohn eines deutschen BND-Agenten belastet Ex-Geheimdienstchef schwer

Und wieder ein Paukenschlag. Nach einer Sitzungspause informierte Me Gaston Vogel das Gericht gestern über eine neue Zeugenaussage. Ein deutscher Staatsangehöriger, Andreas Johannes Kramer (Jahrgang 1965), ein Historiker aus Duisburg, hat sich vor Tagen beim Verteidiger von Marc Scheer gemeldet.

Me Vogel verwies den Mann unverzüglich an Notar Paul Decker. Dort, beim Notar, legte der Historiker eine eidesstattliche Erklärung ab, die es in sich hat. Sie belastet vor allem den ehemaligen SREL-Chef Charles Hoffmann schwer. Kramers Vater, Johannes, war beim deutschen Bundesnachrichtendienst tätig, Codename „Cello“. Kramer junior beruft sich auf vertrauliche Informationen, die er von seinem Vater erhalten habe. Demnach sei Hoffmann als luxemburgischer „Stay Behind“-Operationsleiter in Sardinien (auf einem NATO-Stützpunkt) in Sabotage (Umgang mit Sprengstoff usw.) geschult worden. Die restlichen Mitglieder der „Zelle Luxemburg“ seien in Schottland formiert worden. Die Sprengstoffanschläge in Luxemburg gingen, so der Zeuge, auf das Konto von „Stay Behind“. Ziel sei es gewesen, das Land zu terrorisieren und einen politischen Rechtsruck zu provozieren. Dass Beweismaterial verschwunden ist, sei kein Zufall. Das sei von Kramer senior und Hoffmann organisiert worden. „Alles lief über den Schreibtisch meines Vaters“, so Kramer junior, der angab, sein Vater sei in den 80er Jahren Koordinator der geheimen Nato-Truppe für Deutschland, die Benelux-Staaten und die Schweiz gewesen. Die „Zelle Luxemburg“ habe Kramer senior zeitlebens als besonders zuverlässig bezeichnet, so der neue Zeuge. Der Mann ist bereit, Anfang April vor der Kriminalkammer auszusagen.

Source: Letzebuerger Journal, 13.3.2013