Warum der Holocaust in Deutschland geschah – Die Ideologie des Todes Christentum, Antijudaismus und Antisemitismus – Drei Autoren recherchierten

Warum der Holocaust in Deutschland geschah – Die Ideologie des Todes
Christentum, Antijudaismus und Antisemitismus – Drei Autoren recherchierten

1. Tilman Tarach, Teuflische Allmacht – Über die verleugneten christlichen Wurzeln des modernen Antisemitismus und Antizionismus, Edition Telok, Berlin & Freiburg 2022
2. John Weiss, Ideology of Death – Why the Holocaust Happened in Germany, Elephant Paperbacks, Chicago 1997
John Weiss, Der lange Weg zum Holocaust, Hoffmann & Campe, Hamburg, 1998
3. Jürgen Elsässer, Antisemitismus – das alte Gesicht des neuen Deutschland, Dietz Berlin, 1992

Diese drei Titel sind Werke mit sehr ähnlicher Tendenz. Sie beantworten die Frage, weshalb die christlichen Kirchen einen so starken Einfluss auf die Herausbildung der Nazi-Ideologie hatten. Die jahrhundertalte Feindschaft der christlichen Kirchen gegenüber Juden hat zwar nicht in allen christlich dominierten Ländern die verheerend-mörderischen Folgen gezeitigt wie in Deutschland, aber sie war sine qua non für die Nazis, um daran andocken zu können.


1. Tilman Tarach

Tarach weist darauf hin, dass bereits im Neuen Testament, in der Offenbarung des Johannes von der „Synagoge des Satans“ die Rede ist, wenn die Juden gemeint sind. In Julius Streichers Der Stürmer wird das dann während des Dritten Reiches einfach zitiert. Das ist Tarachs Vorgehen, die direkten Bezüge der Nazis auf Aussagen und Texte der Kirchen, wenn es darum ging, die Juden zu verteufeln. Hitler selbst habe Jesus für seinen Antisemitismus vereinnahmen wollen, wenn er ihn als ersten Antisemiten bezeichnet hat, der die Juden aus dem Tempel verjagt habe. Aus dieser Begebenheit sei die jüdische Feindseligkeit gegen die Christen entstanden und vor diesem Hass müsse die christliche Kirche gerettet werden. Die Oberammergauer Passionsspiele oder z. B. auch Mel Gibsons Film Die Passion Christie würden diesen Vorwürfen selbst in unserer Zeit noch Vorschub leisten.

Der angebliche Verrat einiger Juden an Jesus wurde ebenfalls bereits in den Paulusbriefen behauptet. Diese Aussage bietet bereits eine Basis für Verschwörungstheorien und dient als Anknüpfungspunkt für Antisemitismus in frühchristlichen Zusammenhängen. Die antijüdischen Exzesse in der Geschichte sind nicht unmittelbar Gegenstand dieses Buches. Den Autor interessiert mehr, welche modernen antisemitischen Aspekte auf christlichem Mist gewachsen sind, so hat z.B. sogar die Bekennende Kirche kurz nach der Nazi-Zeit in ihrem „Wort zur Judenfrage“ es fertig gebracht zu formulieren, dass „Israel den Messias kreuzigte“. Sie ist sich damit mit der EKD einig, die an der sogenannten Substitutionstheologie festhält: „Weil Gott nur in Jesus, dem Juden, erschienen sei und sein Volk ihn abgelehnt und getötet habe, habe es sich selbst vom Heil ausgeschlossen.“ Da Christen Jesus als göttlich ansehen, hätten die Juden an Jesus einen Gottesmord begangen. So noch der Papst 1965. Wenn auch die Kirchen diesen Mord inzwischen nicht mehr „den Juden“, sondern nur einzelnen Personen anlasten, verschwindet diese Differenz in der Masse der Gläubigen. Danach lag in Umfragen der Wert, derjenigen, die der Kollektivthese anhängt, zwischen 14 % (Deutschland), 17% (USA), bis zu 46% (Polen). Damit seien „die Juden“ schuld an jedem Unglück dieser Welt und eine Abwehr gegen die Schuldverursacher ist immer und überall gerechtfertigt und notwendig. Obskuranten wie die Pius-Brüder, der Professor Rolf Peter Sieferle, und auch einige AfD-Politiker wie Martin Hohmann und Wolfgang Gedeon vertreten diese Art von Theorien.
Selbst der sog. Judenstern basiert auf christlicher Tradition, der Gelbe Fleck, wie auch die Behauptung bezüglich angeblicher jüdischer Ritualmorde. Erstmalig wurde 415 in Antiochia ein Mord an einem christlichen Knaben behauptet, später dann z.B. im 12 Jahrhundert in Norwich, England. Viele tausend Juden haben mit dem Vorwurf der Ritualmorde ihr Leben eingebüßt. Die Nazis haben ebenfalls ständig mit den behaupteten Ritualmorden Propaganda gemacht. Der Nazi-Propagandist Frederik de Gast schlussfolgerte daraus offen die „radikale Vernichtung des Judentums“. Der Autor meint, diese Ritualmordpropaganda habe eine zentrale Rolle gespielt bei der Fanatisierung der Bevölkerung.
Im Zarenreich wurden häufig Pogrome veranstaltet, besonders auch in der Ukraine, wo während des Bürgerkrieges mehr als 50,000 Juden ermordet wurden. Selbst nach Ende des 2. Weltkriegs wurden mit Verweis auf Ritualmorde 42 Juden in der polnischen Stadt Kielce ermordet. Auch in unseren Tagen lebt diese Story in einem anderen Zusammenhang wieder auf, wenn „Reichsbürger“ oder eine Gruppe „Christen im Widerstand“ von Satanisten reden, die „rituellen Kindesmissbrauch“ begehen würden. Tarach verweist auch auf Gruppen der „Querdenker“, die mit der Q-Anon-Bewegung aus den USA sympathisieren, die ähnlich abstruse Ideen von Kinderopfern verbreiten. Selbst die Pop-Kultur sei nicht davor gefeit, wie die Fälle von Naidoo und Sido zeigen.
Der nazistische Ariernachweis kennt ebenfalls einen christlichen Vorläufer, eine Regelung namens pruebas de limpiezas, auf gut deutsch Reinheitsbeweis. Dieser Beweis beruhte auf der limpieza de sangre – Reinheit des Blutes –. Damit mutierte der religiös begründete Antijudaismus im Spanien des 15. Jahrhunderts zum rassistischen Antisemitismus. Mit dieser Regelung sollten die Conversos, also die zum Christentum übergetretenen Juden, weiterhin Sondergesetzen unterworfen, also auch rechtlich diskriminiert werden können. Auch Martin Luther sprach vom „Geblüt und Stamm Israel“, vom „jüdischen Blut“ und „Blutstamm“. Religiöser Antijudaismus trug demnach den rassistischen Antisemitismus bereits in sich.
Die Nazis übernahmen diese aus christlichen Traditionen stammenden Merkmale, hatten aber objektive Schwierigkeiten menschliche Rassen zu differenzieren, insbesondere in Deutschland einen naturwissenschaftlich begründeten Unterschied zwischen Juden und sogenannten Ariern zu definieren. Für den Ariernachweis stützten sie sich auf die Archive der Kirchen. Wenn beispielsweise ein Urgroßvater zum Christentum übergetreten war, konnte der Urenkel problemlos eine Arierbescheinigung erhalten. Im Blut ließ sich bekanntlich kein Rassemerkmal herauslesen. Den Vätern der Nürnberger Gesetze, Wilhelm Stuckart und Hans Globke war das selbstverständlich bewusst und sie mussten konstatieren: „Es gibt ein deutsches Volk, aber keine deutsche Rasse. Und wie es keine deutsche Rasse gibt, so gibt es streng genommen auch keine jüdische.“ Julius Streichers Stürmer verstieg sich sogar dazu, zu behaupten, die alten kirchlichen Bestimmungen gegen Juden seien radikaler als die Nürnberger Gesetze.
Auch in moderneren Zeiten, Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts hauten Katholiken noch in dieselbe Kerbe, wenn sie von Rasse schreiben und die Juden meinen. Selbst die Nazi-Theorie vom schaffendem und raffendem Kapital nehmen sie vorweg. Und Martin Luther sprach bereits von Vernichtung im Hinblick auf die Juden. Katholiken und andere Antisemiten, wie Adolf Stöcker, wünschten sich eine starke Person, einen „Befreier“ herbei, der das christliche Volk „vom Juden befreien“ könne. Zum Problem der Irrationalität der Nazis bemerkt Tarach: „Das Handeln der Nazis wurde wesentlich von ihrer Ideologie bestimmt, nicht von Zweckmäßigkeitserwägungen. Ihre antisemitische Raserei stellten sie über ihre objektiven Interessen.“
In einem Exkurs weist der Autor darauf hin, dass auch die sog. „Christlichen Zionisten“ im Grunde Antisemiten seien. Sie würden Juden für ihre Endzeitvisionen zu instrumentalisieren suchen. Es mag kurios anmuten, aber der Vatikan unterhielt gute Beziehungen zum Hitlerfreund, dem sog. Großmufti von Jerusalem und dessen Neffen, Jassir Arafat. Sie waren sich alle einig, „the Jewish people have crucified the founder of Christianity.” Der von den Postkolonialisten so hochverehrte Edward Said vertritt ebenfalls die Gottesmordthese, also das “endlose Golgatha“. Wie Edward Said war auch die PLO-Organisation PFLP christlich orientiert. Das hinderte sie allerdings nicht daran ihrem Antisemitismus freien Lauf zu lassen, als sie mit einigen Mitgliedern beim „Schwarzen September“ dabei war, israelische Sportler bei der Münchener Olympiade 1972 als Geiseln zu nehmen.
Ein Kapitel ist der sog. Damaskusaffäre gewidmet, der „Blutanklage von Damas“ aus dem Jahre 1840. Ein Pater Tomaso da Sardegna von den Kapuzinermönchen sei angeblich von Juden ermordet worden, um dessen Blut rituell beim Pessachfest für das Matzebrot zu backen. Der Vatikan hat daraus eine antijüdische Kampagne betrieben. Der syrische Außenminister Mustafa Tlas hat noch in den 70igern und 80igern des 20. Jahrhundert diese Geschichte zu Propagandazwecken benutzt. Er war allerdings nicht der einzige Muslim, der die Ritualthematik aufgegriffen hat. Für die Muslime ist Jesus nicht am Kreuz gestorben, sondern ein Simon von Kyrene an seiner statt. Demnach haben die Juden mit Jesus keinen Gottesmord zu verantworten, da Jesus ohnehin nur ein Prophet, aber kein Gott war. Stattdessen behaupten die Muslime, die Juden hätten es auf Mohammed abgesehen gehabt. Allah habe das aber verhindert. Juden werden einerseits verachtet und als Unterlegene angesehen, andererseits dämonisiert: „Rabbi trinkt Kinderblut“. Wie die Christen sind auch die Juden Dhimmis, also nur Menschen zweiter Klasse.
Tarach erwähnt die Pogrome von Granada aus dem Jahre 1066 bei denen ca 4000 Juden ermordet worden sind. Die Gründung des Staates Israel widerspricht eklatant dem Status der Dhimmis und der „Niedergang des Osmanischen Reiches verstärkte die narzisstische Kränkung der Muslime.“ Der Gründer der Muslimbruderschaft, Sayyid Qutb, wünschte den Juden „die schlimmste Art von Strafen“ für ihre Dreistigkeit einen Staat zu gründen. Er verwies dabei u.a. auch auf Hitler, der von Allah gegen die Juden geschickt worden sei. Im übrigen sei Jesus Palästinenser gewesen, den „die Juden“ in der Via Dolorosa gekreuzigt, also ermordet hätten. Auch die angeblichen Ritualmorde werden von PLO-Leuten erneut in Umlauf gesetzt, selbst Brunnenvergiftungsmärchen werden bemüht. Unterstützung erfahren palästinensische und jüdisch-antizionistische Gruppen in ihrem Wirken gegen den Staat Israel von christlichen Organisationen wie Pax Christi und Ländern wie Deutschland, das ca 200 Millionen Euro jährlich ohne Bedingungen palästinensischen Gruppen zur Verfügung stellt. Tarach sieht hierin eine „Delegation“ des Antisemitismus auf die arabischen Gruppen.
In den Schlusskapiteln widerlegt der Autor Behauptungen, die christlichen Kirchen hätten dem Nazitum widerstanden, weder die katholische und schon gar nicht die evangelische. Selbst die führenden Köpfe der Bekennenden Kirche, wie Niemöller und Bonhoeffer, seien Antisemiten gewesen und hätten sich zum Teil den Nazis angedient. Nach der Nazizeit versuchten sich führende Christen zu entlasten indem sie behaupteten, die Nazis seien Gottlose gewesen, genau wie die Bolschewisten, und zusammen seien diese beiden Bewegungen das eigentliche Übel. Die Shoah war das Werk eines neuheidnischen Regimes gewesen. „Sein Antisemitismus hatte seine Wurzeln außerhalb des Christentums“, so der Vatikan. Von daher nimmt es nicht Wunder, dass die Kirchen gemeinsame Sache machten mit den Nazis. Sie begrüßten ausdrücklich die sofortige Unterdrückung der Freidenkerverbände bereits kurz vor und dann nach der Machtübernahme 1933. Atheisten wurden z.B. auch nicht in die SS aufgenommen. Diese Übereinstimmung von Kirche und Nazis drückte sich nach dem Ende des Regimes noch darin aus, dass den Mördern geholfen wurde der Strafjustiz zu entgehen. Sie wurden in Klöstern versteckt oder ins sichere Ausland verbracht.
Da die christliche Lehre Unterordnung unter die jeweilige Obrigkeit predigt, hat der Gläubige kein Recht auf Rebellion. Er kann sich nur auf die Gnade Gottes verlassen, und wenn die zu wünschen übrig lässt, kommt es dazu, dass der erniedrigte und geknechtete Mensch Ersatzobjekte für seine Wut sucht und ihn im Juden findet. Einzig „die individuelle Selbstbestimmung und Freiheit, die Emanzipation des Individuums vom Kollektiv“, so der Autor schlussfolgernd, kann dem Antisemitismus den Boden entziehen.

2. John Weiss

Das Buch von Weiss hat neben der original englischen auch eine deutsche Ausgabe. Auffällig dabei ist die unterschiedliche Akzentsetzung im Titel. Im deutschen Titel glaubte der Verlag offenbar auf den Begriff der „Ideologie des Todes“ verzichten zu müssen, wie auch auf die Fragestellung, warum gerade in Deutschland diese Ideologie des Todes zum Holocaust führte.
Weiss geht zwei Hauptfaktoren für die Entwicklung der Ideologie des Todes nach, zunächst beschreibt er ausführlich die christliche Judenfeindschaft, um dann die spezifisch deutsche, völkische Entwicklung zur Staats- und Nationenbildung als Nährboden für den eliminatorischen Antisemitismus nachzuzeichnen. Wobei der erste Faktor das gesamte Volk beeinflusste, wie eben auch in anderen europäischen Ländern, aber der zweite eine Besonderheit aufwies. Weiss erkennt einen fundamentalen Unterschied in den sozialen Klassen. Während die oberen Klassen und die gebildeten Schichten, wie auch das Kleinbürgertum den antisemitischen Parolen christlicher Prediger und schließlich der Nazi-Agitatoren wohlwollendes Gehör schenkten, war die arbeitende abhängige Bevölkerung, das Proletariat, insbesondere die Arbeiterorganisationen immun dagegen. Selbst in Hochzeiten von Hitlers Popularität lehnte die Hälfte der Deutschen, hauptsächlich die Progressiven und Linken, aber nicht nur die, die rassistische Gewalt ab.
Weiss weist auf die christliche Tradition hin, den Juden als Kollektiv den Gottesmord zu unterstellen. Religiöse Lehrer und Päpste haben den Deizit zum zentralen Argument für die Diskriminierung der Juden bis hin zu Pogromen gemacht. Die Reformation hat dann in Deutschland diese Tendenz durch Matin Luther eher verstärkt als gemäßigt, während die Calvinisten wie die Hugenotten sie eher abmilderten. Die strenggläubigen, wie Luther, glorifizierten das Landleben und misstrauten den Städten. Luther war der einzige Reformer, der nationale Gefühle ansprach und sich mit der „deutschen Nation“ identifizierte. Die katholische Gegenreformation brachte verstärkte Diskriminierung der Juden mit sich, so auch die Verpflichtung der Juden, den Gelben Stern zu tragen.
Die Philosophen der Aufklärung sprachen sich gegen die Diskriminierung der Juden aus, wobei sie allerdings beide Religionen des Alten und Neuen Testaments als „absurd“ kritisierten. In Diderots Enzyklopädie wurde Jesus als Sohn einer Prostituierten und eines römischen Legionärs beschrieben. Allerdings hat sich Voltaire trotzdem antisemitisch geäußert, indem er den Juden Wucher und ähnliches nachgesagt hat. Diese Haltung setzte sich in Frankreich, England und den Niederlanden nicht durch. Dort wurde die Tradition jüdischer Erfolge im Handel akzeptiert und eher positiv gesehen. Nur in Deutschland, das keine internationalen Beziehungen qua Kolonien hatte, drehten die Reaktionäre diesen Punkt in antisemitische Propaganda um. Den Gegensatz von Frankreich und Deutschland beschreibt Weiss dann für die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts im Detail, wie die Befreiung von den Fesseln, die den Juden bis dahin auferlegt worden waren.
Die deutschen Philosophen akzeptierten die Aufklärung nur für die materielle Welt, nicht jedoch für gesellschaftliche Zusammenhänge. Dort blieben sie dem Christentum verbunden und damit auch in gewissem Grade dessen Anti-Judaismus. Die aufklärerische Idee, dass die Gesellschaft die Individuen formt, lehnte z. B. der besonders einflussreiche Fichte explizit ab. Daraus folgerte er, dass der Mensch einen freien Willen bezüglich seiner Moralvorstellungen habe. Diese Eigenschaft wurde auf die Völker übertragen, die ihren jeweils eigenen Volksgeist entwickeln. Da Juden schon seit alters her von vielen Dingen der Gesellschaft ausgeschlossen waren, wurden sie als etwas „Anderes“ angesehen und dem Volksgeist gegenüber gestellt. Schopenhauer wollte sie deshalb vom öffentlichen Dienst ferngehalten sehen, und Fichte wollte sie gar aus Deutschland vertrieben sehen.
Als Kern der deutschen Entwicklung sieht Weiss den Zustand und die Rolle Preußens, wo das Patriarchat, die Familie und das Dorf den Kern von Preußens Größe ausmachten. Verunsichert einerseits von Napoleons Modernität und andererseits von aristokratischer Reaktion suchten deutsche Intellektuelle einen dritten Weg und fanden ihn mythisch-deutscher Tradition und neu entstehendem Nationalismus. Nach Napoleons Niederlage wurde die rassistische Literatur vulgärer und härter. Den Deutschen, den deutschen Kriegshelden, wurde eine spirituelle Höherwertigkeit und dem jüdischen Blut Gefahren zugesprochen. Friedrich Wilhelm III und sein Tutor Friedrich Carl von Savigny wollten die Juden erneut ins Ghetto stecken, so auch Ernst Moritz Arndt und Turnvater Jahn. Der Antisemitismus in Preußen entwickelte sich exzeptionell, anders als in anderen westlichen Nationen oder anderen deutschen Ländern. Die Konservative Partei, Bismarck und sein Leibblatt, die Kreuzzeitung, sowie die Gartenlaube, knüpften daran an. Dazu gesellten sich Otto Glagau, Constantin Frantz, Heinrich von Treitschke, Bernhard Förster, Adolf Stöcker u.a. Das katholische Blatt Germania und Papst Pius IX gab ihnen Munition. In populärer Literatur von Gustav Freytag, Brüder Grimm, Wilhelm Raabe, wurden Juden negativ dargestellt. Schon 1879 wurde „Kauft nicht bei Juden“ an jüdische Geschäfte geschmiert. Die Hälfte aller Studenten unterschrieb antisemitische Forderungen. Anarchisten wie Johann Most versuchten in direkter Konfrontation dagegen zu halten. Wie Most waren auch die Sozialdemokraten gegen den Antisemitismus. Der spätere Kaiser Wilhelm II war schon in jungen Jahren begeisterter Anhänger des bekanntesten Antisemiten Adolf Stöcker.
Weiss verfolgt dann den nächsten Schritt vom gemeinen Antisemitismus zum „populären Antisemitismus“ an Hand von der Agitation von Wilhelm Marr, Adolf Stöcker, Otto Böckel, Herrmann Ahlward, Theodor Fritsch, Alfred Ploetz, H.S. Chamberlain, Wilhelm Schack, Ludwig Langemann, Eugen Dühring, die Österreicher Guido von List und Lanz von Liebenfels. Diese Männer hatten großen Einfluss auf Bismarcks Konservative Partei. Nachdem Bismarck 1890 abdanken musste, gewann für kurze Zeit General Caprivi mit seinem gemäßigten Kurs die Oberhand, der Polen und Juden mehr Rechte zubilligte. Weiss meint, Caprivi hätte mehr wie ein Deutscher regiert, nicht so sehr als Preuße, der er eigentlich war.
Mit Otto von Manteuffel eroberten die Antisemiten 1892 den Vorsitz in der Konservativen Partei und erreichten bis 1894, dass Caprivi die Unterstützung des Kaisers verlor und er zurücktrat. Manteuffel, die Stoecker-Anhänger und Graf Eulenberg, Ministerpräsident von Preußen, vereinigten sich mit dem Bauern-Bund, geführt von Berthold von Ploetz, um einen schärferen antisemitischen Kurs durchzusetzen. Die Kreuzzeitung unter der Regie von Georg von Hammerstein führte die Kampagne an, jüdische Immigration zu stoppen. 1890 gründete Heinrich Class die All-Deutsche Liga, deren Ziel die Verstärkung imperialistischer Politik war, aber auch den Antisemitismus förderte. Dazu gehörte Alfred Hugenberg, in jener Zeit preußischer Wirtschaftsminister. Dazu gesellte sich auch Carl Peters, Chef der Kolonial-Liga. Eine Massenbasis erhielt diese Elite von ca 2,5 Millionen Veteranen, die in diversen Clubs organisiert waren. Alle streng auf imperialistischem und antisemitischem Kurs. Dem Kaiser gefiel diese Entwicklung und im Jahre 1900 ernannte er Prinz von Bülow zum Kanzler, der die Sozialdemokratie bekämpfen und mit der parlamentarischen Demokratie aufräumen sollte. 1901 befreundete sich der Kaiser mit H.S. Chamberlain, dem rassistischen Intellektuellen par excellence. Weiss sieht darin einen Beweis, der vielen Historikern widerspricht, die behaupten, der Kaiser sei kein Antisemit gewesen. Chamberlain vertrat wie Diderot die These, dass Jesus ein Kind eines römischen Legionärs und einer nichtjüdischen Frau gewesen sei.
Weiss zieht eine Verbindung zu Propagandisten der Eugenik, die später von den Nazis aufgegriffen wurde, um ihre Rassereinheitsideologie zu untermauern. Eugenik und Rassetheorien fanden besonders Anklang bei Lehrern und Ärzten. Der kaiserliche Historiker Heinrich von Treitschke tat sich besonders hervor in der Propagierung imperialistischer und antisemitischer Politik. Paul de Lagarde und Julius Langbehn wurden gefördert mit ihren rassistischen Theorien, die auch die Forderung nach mehr Lebensraum für das deutsche Volk enthielt. Langbehn war so extrem, dass er sogar die deutsche Presse als „palästinisiert“ (sic!), also als jüdisch, ansah. Weiss hält auch die Ansicht vieler Historiker für falsch, die behaupten, dieser Antisemitismus sei völlig anders als der christliche Antijudaismus. Selbst der atheistische Antisemit Wilhelm Marr schonte die Christen in seiner Polemik, wenn er Unterstützung für seine antisemitischen Kampagnen brauchte. Im Anschluss an Chamberlains These, dass Jesus kein Jude gewesen war, forderten Lagarde und Langbehn ein deutsches Christentum. Richard Wagner propagierte dagegen mehr den deutschen Mythos, die Götterdämmerung, die stark antisemitisch besetzt war.
Ein spezielles Kapitel widmete Weiss den Gegnern des Antisemitismus, also insbesondere der Sozialdemokratie. Selbst Marx, der in seinen Frühschriften antijüdische Bemerkungen verfasste, hätte niemals rassistisch argumentiert oder für antijüdische Diskriminierungen plädiert. Rasse sei für Marx und die Marxisten irrelevant gewesen, Klasse war dagegen entscheidend. Friedrich Engels und Karl Kautsky hätten sich explizit gegen Antisemitismus gewandt. Obwohl linke Strömungen mehr Einfluss bis 1914 gewannen, oder vielleicht gerade deswegen, wuchs der Antisemitismus und Imperialismus in höheren und mittleren Schichten stark an. Zu Kriegsbeginn dominierten schon die Ideologien, die wir nach dem Krieg als Nazi-Ideologie identifizieren können.
Ein Sonderkapitel befasst sich mit dem Antisemitismus in Österreich, wo insbesondere die katholische Kirche ihren Einfluss ausübte. Karl Lueger, Bischof Keppler, Georg Ritter von Schoener, und Prinz Alois Liechtenstein stimmten Otto Glogaus Formel zu, „die soziale Frage ist die jüdische Frage“. Die Deutsch-Österreicher waren die schärfsten Antisemiten im westlichen Europa, verbunden mit anti-tschechischer Hetze. Hitler passte perfekt rein in dieses Milieu.
Die Zeit unmittelbar nach dem 1. Weltkrieg sah linke Bewegungen, Sozialisten, Kommunisten und Anarchisten im Vormarsch. Die Konservativen und Reaktionäre identifizierten sie allesamt als jüdisch-bolschewistisch und knüpften an das rassistische Vorurteil der Vorkriegszeit an. Die jeweiligen Militärs sorgten für die Niederlage der Räterepubliken, mit Ausnahme natürlich in Russland. In diesem Zusammenhang schlichen sich auch Fehler in Weiss‘ Beschreibung ein. Er behauptete bspw., dass nicht nur Rosa Luxemburg jüdischen Ursprungs war, sondern fälschlicherweise auch Karl Liebknecht, der aber aus einem protestantischen Milieu schon großväterlicherseits stammte. Er sah die neugegründete KPD von Moskau, bzw. von Lenin gesteuert, ohne das allerdings näher zu begründen. Der kurze Zeit später versuchte Staatsstreich, der sog. Kapp-Putsch, wurde dann schon direkt von Antisemiten, Wolfgang Kapp, einem Freund General Ludendorffs, durchgeführt. Der Putsch wurde von Freikorps und der Erhardt Brigade unterstützt, die bereits das Hakenkreuz-Banner nutzten.
In der Nachkriegssituation zeigte sich die Konservative Partei (DNVP) als genauso antisemitisch wie die Nazi-Partei, desgleichen Bauernverbände, die Vaterlandspartei, in der sich Kapp, Ludendorff, von Tirpitz, Hauptmann Bauer u.a. organisiert hatten, die Thule Gesellschaft, der Stahlhelm, 300,000 Freikorps-Mitglieder, General Graf Rüdiger von der Goltz, General Karl Wolff und viele andere. Selbst der spätere Hitler-Gegner Pfarrer Martin Niemöller war anfangs pro-Nazi wie auch viele frühere Wandervogel-Mitglieder, Burschenschaftler usw. Die Ermordung Erzbergers und Rathenaus und die militärische Intervention Bayerns gegen die linke Regierung in Sachsen und Thüringen zeigten bereits den enormen Einfluss der reaktionären Kräfte, und damit auch des Antisemitismus, in der Weimarer Republik.
Ein spezielles Kapitel widmet Weiss der Kunstszene in der Weimarer Republik, wobei es ihm besonders George Groß angetan hat, aber auch Brecht, Tucholsky, Piscator usw., die er den pro-Nazi-Ideologen wie Artur Dinter, Ludwig Klages, Martin Heidegger, Konrad Lorenz, Werner Sombart, Oswald Spengler, Hans Grimm usw. gegenüberstellt.
Als die Weltwirtschaftskrise Deutschland erfasste, hatten die Nazis leichtes Spiel an die antisemitischen Traditionen, die die Konservativen und eben auch die christlichen Parteien und Gruppen gepflegt und vorbereitet hatten, anzuknüpfen. Weiss betont, ohne diese antisemitische Tradition hätten die Nazis nie die Macht erobern können, und es „gibt kein Zweifel, dass der Rassismus die zentrale Rolle spielte“ für die Wahlerfolge der Nazis.
Eine entscheidende Rolle spielte auch das Militär, so z.B. der Oberkommandierende Armeegeneral Kurt von Hammerstein, der davon überzeugt war, dass Militär und Nazis die gleichen Ziele verfochten, wenn nicht sogar dringlicher. Andere Eliten, wie die Kaisertreuen, die Aristokraten selbst und die Wirtschaftskreise sahen das genauso. Bischof Otto Dibelius stieß ins gleiche antisemitische Horn. Kein Wunder, dass rund ein Drittel aller protestantischen Kirchen sich antisemitisch und pro-NAZI verstanden. Die Katholiken waren etwas gemäßigter, suchten aber ihrerseits Kompromisse mit den NAZIs. Hitler sorgte dafür, dass seine Kohorten die katholische Kirche in Ruhe ließen und antikirchliche Agitation unterblieb. Die Universitäten waren ebenfalls NAZI-nah, die Hälfte aller Studenten votierte für die NAZIs. Insbesondere in den medizinischen und juristischen Fakultäten fanden sie Anklang.
Nach der Machtübernahme gab es kein Halten mehr. Theologen wie Gerhard Kittel predigte, Juden würden das deutsche Volk korrumpieren und müssten von ihren Berufen ausgeschlossen und ausgebürgert werden. NAZI-Kirchenratsmitglieder machten nun über 70% aus. Selbst die Bekennende Kirche konnte sich nicht durchringen den bedrängten Juden zu helfen, wenn sie keine Konvertiten waren. Pastor Niemöller konnte es z.B. selbst 1935 nicht lassen von der Blutschuld der Juden zu faseln. Kein Wunder, dass weniger als die Hälfte ihrer Mitglieder Hitler ablehnten, die Mehrheit also den NAZIs wohlwollend gegenüberstanden. Ein Viertel der SS-Männer war praktizierende Katholiken. Andere Kirchen wie die Methodisten und Mormonen verhielten sich ähnlich NAZI-affin. Einzig die Zeugen Jehovas leisteten aktiven Widerstand.
Der Kristallnacht folgte der Blitzkrieg, die Eroberung von Lebensraum, der Rassismus gegen die Slawen, der Genozid an Juden und Zigeunern, die Endlösung. Weiss meint, der Holocaust sei keine Folge des Krieges, sondern ein Ziel des Krieges mit der höchsten Priorität gewesen, wie auch die Vernichtung der Zigeuner (500,000). In der Vernichtungsmaschine beteiligten sich kroatische, rumänische, ukrainische und ungarische Faschisten, sowie die Faschisten der drei baltischen Länder, die zwischen Russen, Juden und Kommunisten keine Unterschiede machten. Die relativ große jüdische Bevölkerung von Odessa (ca 1/3 der Gesamtbevölkerung) wurde von rumänischen Einheiten ermordet, nicht ohne sie vorher gefoltert und vergewaltigt zu haben.
Während das Bürgertum mehr oder weniger mitmachte, kam Widerstand nur von links, von Kommunisten und Sozialisten. 95% aller Richter waren PGs und nicht ein einziger wurde von ihnen nach dem Kriege belangt. Erst mit der Studentenbewegung in den 60igern wurde die öffentliche Aufmerksamkeit auf die Nazi-Verbrechen gelenkt. Nazis waren integriert in höchste Regierungsämter, wie General Reinhard Gehlen oder Hans Globke. Gehlen baute den BND auf und empfahl seine Nazi-Kollaborateure z.B. aus der Ukraine an die US-Dienste, die sie prompt gegen den neuen Feind, die SU, einsetzten.

3. Jürgen Elsässer
Für Elsässer war Anfang der 90iger die deutsche Nation eine „kollektive Halluzination“, wo „Blut und Boden“, sowie „Gefühl und Gemüt“ die Parole „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ ersetzt haben. Wegen der Shoah sei in Deutschland keine positive nationale Identität möglich, die eine identifikationsfähige Vergangenheit benötigen würde. Wenn man also eine positive nationale Identität in diesem Deutschland begründen will, meint Elsässer, müsse die deutsche Geschichte vom Holocaust entsorgt, die Geschichte also gereinigt werden, bzw das Dritte Reich zum Betriebsunfall, zur historischen Nebensächlichkeit degradiert werden. Dies sei der Kern des Historikerstreits zwischen Ernst Nolte, Habermas usw gewesen. Ein zweiter Faktor habe die Diskussion um Deutschlands „geografische Mittellage“ beinhaltet, worauf der Kanzler-Kohl-Berater Michael Stürmer hingewiesen habe, indem er sich auf Bismarck bezog, der für Preußen die Situation als Amboss oder Hammer beschrieben hatte. Der US-amerikanische Historiker Harold James schlug angesichts der ökonomischen Schwierigkeiten während der Wiedervereinigung vor, auf die Nation zu setzen, denn nur sie könne das Ende des Kommunismus erträglich machen. Die Nation sei „ein Refugium in einer Welt von Veränderlichkeit und Fluss“. WELT-Chefredakteur Herbert Kremp schlug in diesem Zusammenhang bereits vor, sich auf Osteuropa, „bis in die Tiefen Russlands“ zu orientieren. Der Mann war im September 1990 bereits sehr vorausschauend, so als ob er die Ampel vorausgeahnt hätte. Die Habermassche Gegenposition des Verfassungspatriotismus ist spätestens mit der Ampel obsolet.
Elsässer beschäftigt sich dann mit der schleppenden Verfolgung alter Nazi-Verbrecher und den Erfolgen von Neo-Nazis (NPD, DVU, REP) bei aktuellen Wahlen. Im Unterschied zu rechten Wahlerfolgen in Frankreich oder Italien sieht er bei deutschen Rechten eine Hinwendung zur Vergangenheit, zum Revanchismus. Sodann beschäftigt er sich mit „Antisemitismus ohne reale Juden“, mit dem Zusammenhang zwischen Rassismus und Antisemitismus und mit dem Zusammenhang von Antizionismus und Antisemitismus, wobei er konzediert, dass ca 1/3 der Antizionisten nicht gleichzeitig Antisemiten sein müssen. Als antisemitische Hassobjekte in einigen Mainstreammedien (Spiegel, BILD u.a.) beschreibt er die Fälle von Gysi, Schalck-Golodkowski, Wiesental und Galinski. Meinungsumfragen zeigen einen relativ breiten Resonanzboden für Antisemitismus in Ost und West, wobei es rund um die Wiedervereinigung Unterschiede zu verzeichnen gab. In der offiziellen Außenpolitik gab es ebenfalls eine Differenz in der Sichtweise Israels. Im Außenministerium (Gerhard Schröder/CDU) gab es größere Vorbehalte gegenüber einer Unterstützung israelischer Positionen, was in Augsteins Spiegel auf Beifall stieß, insbesondere in der Frage der Wiedergutmachungszahlungen.
Spezielle Aufmerksamkeit erfährt der Antisemitismus in der Linken. Historisch betrachtet ist der Antisemitismus in der deutschen Linken marginal, als „Sozialismus des dummen Kerls“ eher verharmlosend. Um 1910 schien „die volle Assimilierung der jüdischen Bevölkerungsgruppe nur noch eine Frage von kurzer Zeit“. Der virulente kaiserliche Imperialismus habe den Antisemitismus zeitweilig verdrängt. In den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts kam es zu der Behauptung in linken Medien (Radio Dreyeckland, autonomer Infoladen) einiger Protagonisten (Professor Dr. Helmut Spehl, Said Dudin) die Juden hätten eine Mitschuld am Holocaust gehabt, und der neuaufkommende Nationalismus habe wie der Imperialismus 80 Jahre vorher ähnlich gewirkt.
Marx habe seine antisemitismusaffinen Bemerkungen in seinen Frühschriften (Zur Judenfrage) im „Kapital“ korrigiert, woraus sich eine Perspektive entwickeln lässt, dass „Antisemitismus als notwendiger Schein von der Warengesellschaft ständig neu erzeugt wird.“ Daher sei auch „das antikapitalistische Ressentiment potentiell“ antisemitisch. Das Gleiche gilt auch für den Nationalismus in der Wendezeit. Der linke Oskar Lafontaine habe das erkannt und deshalb für eine langsamere Gangart bei der Vereinigung plädiert, während die CDU/CSU eine völkisch-nationale Kampagne angezettelt hätte. Elsässer warnt zum Schluss vor den sich freisetzenden Nationen in Osteuropa, die sich schon immer völkisch definiert hätten. Die Barbarei drohe bei den „zu spät gekommenen“ Nationen, die versuchen würden zur DM zu kommen. Von daher sei „das Denken in den Kategorien von Volk und Nation zu denunzieren“.
Günter Langer, Berlin, 18.9.2022