Nathan Weinstocks Brief: „Le Sionism contre Israel” einstampfen

An die Redaktion,

Betrifft: Ihren Artikel „Yasser Arafat:
Ein „Gerechter der Nationen”?”

Ein Freund hat mir den o.a. Artikel
weitergereicht, den sie am 28.

August [2002] publizierten.

Wenn Sie D. Bensaid und M. Warshawsky
richtig zitieren – und ich habe leider! keinerlei Anlass, dies zu
bezweifeln – dann unterstreicht das nur die Tatsache, dass die äußerste
Linke, in ihrer „anti-imperialistischen” Geisterfahrt, nicht nur den
Marxismus aufgegeben hat, sondern jegliche Form von rationaler Kritik.

Da Sie mich beiläufig zitieren, halte
ich es für geboten, klarzustellen, dass ich mich in aller Form und
explizit von all diesen Pseudoanalysen distanziere, die, direkt oder
indirekt versuchen, die Liquidation Israels (um die Dinge beim Namen zu
nennen) zu rechtfertigen und dabei ganz nebenbei implizit auch diejenige
der Israelis in Kauf nehmen.

Deshalb habe ich meinem Verleger
verboten, mein Buch „Le Sionism contre Israel” (Der Zionismus gegen
Israel) neu herauszugeben. Lassen Sie mich anfügen, dass, wenn ich
naiverweise geglaubt hatte (eine Jugendsünde), dass dieses Buch zu einer
fruchtbaren Diskussion beitragen könnte, die zu einer
israelisch-palästinensischen Koexistenz führt, so musste ich
feststellen, dass dies eine unverzeihliche Naivität meinerseits gewesen
war: Das Buch diente lediglich dazu, das gute Gewissen von bekennenden
und unbewussten Antisemiten zu nähren.

Kurzum, die Zeit kam 1969 nicht zum
Stillstand und ich bin nicht zur Salzsäule erstarrt. Seit damals habe
ich trotz allem eine Reihe von Dingen anderen Interesses publiziert. Ich
erlaube mir, nur eines hier zu nennen: Die Übersetzung des Tagebuchs,
das Hillel Seidmann, Archivar der Kehilla (Gemeinschaft aller Juden), im
Warschauer Ghetto geführt hat (Du fond de l’abîme, erschienen bei Ed.
Plon, “Terre humaine”, Paris 1998)

Mit herzlichen Grüßen,

Nathan Weinstock

Source: Emporer’s Clothes  2002-09-04