Die islamische Welt im Kampf mit sich selbst


Die Sorge war groß gewesen. Nun ging es ja nicht mehr nur um einen beleidigenden Billigfilm über den Propheten Mohammed. Das französische Satiremagazin “Charlie Hebdo” hatte zu allem Überfluss Karikaturen des Propheten veröffentlicht und die deutschen Kollegen von der “Titanic” hatten ebenfalls einen Mohammed-Titel angekündigt.


Musste man also nach den muslimischen Freitagsgebeten nicht mit dem Schlimmsten rechnen? Als Vorsichtsmaßnahme wurden Botschaften geräumt, und die französischen Schulen in zahlreichen Ländern blieben geschlossen.


Doch der vorhergesagte muslimische Wutausbruch blieb in den meisten Ländern aus: 200 Menschen demonstrierten in Marokko, einige Hundert waren es im Jemen, in Beirut kamen weniger als 1000 Teilnehmer. In Kairo folgten dem Ruf der fundamentalistischen Salafisten gerade einmal 50 Demonstranten, die gegen die in Frankreich veröffentlichten Karikaturen ein paar Schritte in Richtung der gut gesicherten US-Botschaft machten.



Doppelspiel in Pakistan und Ägypten


Nur in Pakistan ging es nicht so glimpflich ab: 19 Menschen wurden bei Unruhen in zahlreichen Städten getötet. Die Regierung hatte den Freitag zu einem arbeitsfreien “Tag der Liebe zum Propheten” erklärt. Letztlich folgt Pakistan dem mittlerweile nur allzu bekannten Muster: Eine schwache Regierung will und kann dem Druck der erstarkenden radikalen Islamisten nicht standhalten und stellt sich deshalb selbst an die Spitze der Proteste.


Ein Doppelspiel, an dem Ägyptens Präsident Mohammed Mursi sich ebenfalls versucht hatte und das er, nach einem unangenehmen Telefongespräch mit US-Präsident Barack Obama, schnell aufgeben musste.


So gingen am Freitag in Pakistan amerikanische Fast-Food-Restaurants ebenso in Flammen auf wie Banken, Kinos und eine christliche Kirche. Aus Protest gegen die Beleidigung ihrer Religion steckten pakistanische Muslime das Gotteshaus einer anderen Religion in Brand. Es lässt sich kaum deutlicher demonstrieren, dass es mit der Äquidistanz in diesem Konflikt nicht weit her ist.



Christen fliehen in Scharen



In vielen arabischen Ländern mangelt es an grundlegendem Respekt vor anderen Glaubensrichtungen, Christen fliehen in Scharen aus der arabischen Welt. Ein Übertritt zum Christentum wird in fast allen arabischen Ländern mit dem Tod bestraft. In Saudi-Arabien ist der Bau von Kirchen ebenso verboten wie die Versammlung zum Gebet in Privaträumen, der Besitz einer Bibel kann die Aufmerksamkeit der Religionspolizei erregen. Selbst in der vergleichsweise liberalen Türkei können christliche Gemeinden keine Bankkonten eröffnen oder Immobilien besitzen, weil ihnen der rechtliche Status verwehrt wird.


Im Westen nimmt es kaum jemand mehr wahr, wenn Kämpfer der Freien Syrischen Armee sich mit einem Priestergewand aus einer geplünderten Kirche ablichten lassen, ein gestohlenes Kreuz in der Rechten. Es ist auch keine Nachricht wert, wenn tunesische Salafisten das Kreuz der Kirche von Tunis mit Müllsäcken einpacken und den Gemeindemitgliedern deutlich machen, sie wollten das Symbol des Kreuzes im “islamischen Staat Tunesien” nirgends mehr sehen. Auch nicht, dass kurz darauf die Wandgemälde der zur Kirche gehörenden Schule mit Fäkalien beschmiert und die Kreuze auf dem christlichen Friedhof beschädigt werden.


Die tägliche antisemitische Hetze in arabischen Medien wird oft als irgendwie unvermeidliche Folge des Nahostkonflikts abgetan, vollkommen bizarr wird es für uns, wenn in Pakistan muslimisch-sunnitische Extremisten einige muslimische Schiiten aus einem Bus beordern und kaltblütig erschießen.


Dabei wäre das Eingeständnis des Offensichtlichen dringend notwendig: Die meisten islamischen Gesellschaften heute haben ein Toleranzproblem. Nichts liegt ferner von der Wahrheit als die in diesen Tagen von aufgebrachten Muslimen immer wieder verbreitete Behauptung, islamische Gläubige würden niemals die Heiligtümer anderer Religionen verspotten oder angreifen.



In Deutschland bleiben Demonstrationen friedlich



Dass es auch anders geht, dass man natürlich auch als Muslim problemlos rechtsstaatliche Prinzipien achten kann, haben beispielsweise die amerikanischen Muslime bewiesen, die vollkommen selbstverständlich den Film und die Gewaltausbrüche ihrer Glaubensbrüder verurteilten, weil sie verstehen, dass der erste Verfassungszusatz in Fragen der Meinungsfreiheit wenige Verhandlungsspielraum lässt.


Auch die deutschen Muslime ärgern sich über den Film, die Demonstrationen in mehreren deutschen Städten blieben am Freitag aber vorbildlich im Rahmen dessen, was jedem Bürger in einer Demokratie gestattet sein muss.


Unübersehbar wurde in den vergangenen zwei Wochen jedoch, dass diese Debatte besonders in Deutschland gern in Extremen geführt wird. In der deutlichen Mehrheit sind die Apologeten, in der arabischen Welt ebenso wie im Westen: Der Film wird da zum Auslöser einer mit der Unvermeidbarkeit einer Naturkatastrophe eintreffenden Welle der Gewalt, hetzende Islamkritiker werden kurzerhand mit mordenden Terrorbanden gleichgestellt, und ganz nebenbei wird so den Muslimen die Fähigkeit zur kritischen Reflexion abgesprochen.



An allem soll der Westen schuld sein



Die Tatsache, dass in vielen noch ungefestigten Ländern des Arabischen Frühlings Oppositionsparteien und Extremisten ihre Chance wittern, mit Randale außerhalb der Parlamente Druck auf die Regierung auszuüben, wird zur Rechtfertigung. Dabei ist es doch so: Gäbe es jene tief sitzenden antiwestlichen Gefühle nicht, könnten die Salafisten sie auch nicht zu instrumentalisieren versuchen.


Die islamische Welt fühlt sich entmündigt und erniedrigt: Das arabische Unglück, die arabische Frustration und die allgemeine Hoffnungslosigkeit – an allem soll Amerika, an allem soll der Westen schuld sein.


Dass es den Extremisten dieses Mal mit nur mäßigem Erfolg gelang, diese Wut in eine Massenbewegung zu kanalisieren, beweist noch nicht, dass Freiheit und Toleranz sich auf dem Vormarsch befinden. Es ist einfach zu früh für eine endgültige Diagnose: Niemand kann beispielsweise vorhersehen, was die ägyptischen Muslimbrüder wollen, zu wie viel Pragmatismus die Regierungsverantwortung sie zwingen wird und wie die noch extremistischeren Fraktionen darauf reagieren werden.



Weitverbreitete Ängste vor dem Islam werden bedient



Auf der anderen Seite des Meinungsspektrums hingegen muss es mindestens ein weiterer Versuch der Islamisten sein, die Weltherrschaft an sich zu reißen, die deutliche Distanzierung der US-Regierung von dem Film wird schon als Einknicken vor den islamistischen Forderungen interpretiert.


Tatsächlich ist das amerikanische Verhalten nur konsequent: Man muss das Video ja nicht gleich verbieten, aber wenn die Filmemacher sich mit ihrem Machwerk auf die Meinungsfreiheit berufen können, muss die US-Regierung denselben Rahmen doch nutzen dürfen, um den Film als “widerlich und verwerflich” zu bezeichnen und so möglicherweise weitere Opfer zu verhindern.


Ist die Meinungsfreiheit wirklich so akut gefährdet, dass der Westen zu ihrer Verteidigung nun das letzte Aufgebot zum Martyrium bereitstellen muss?


Man fragt sich, was es soll, wenn Begriffe wie Schmähfilm oder Hassvideo demonstrativ in Anführungszeichen gesetzt werden, als habe der Film irgendeine aufklärerische Funktion erfüllen sollen oder wollen.


In Blogs und Internetforen werden wieder einmal allerlei scheinbar inkriminierende Koranzitate hervorgekramt, um zu beweisen, dass der Islam letztlich eine menschenverachtende Religion sei. Schüren die Apologeten ungerechtfertigte Hoffnungen und teilen sogar extremistische Salafistengruppen in gemäßigte und etwas weniger gemäßigte ein, werden hier weitverbreitete Ängste vor dem Islam bedient – nicht immer besonders fundiert.



Historisch ist der Koran ein fortschrittliches Buch



Das Problem des Islams ist die Rezeption. Im historischen Kontext ist der Koran ein durchaus fortschrittliches Buch: Es ist kein Wunder, dass Mohammed besonders unter den Frauen viele Anhängerinnen gewonnen haben soll, die in ihm zu Recht einen Verfechter ihrer Rechte sahen. Erstmals bekamen Frauen einen Pflichtanteil des Erbes.


Dass Männer doppelt so viel erbten, macht im historischen Kontext durchaus Sinn: Der Mann musste eine Mitgift bezahlen und schließlich seine Familie versorgen. Selbst im Vergleich mit den alttestamentarischen Gesetzen macht der Islam in vielen Bereichen einen deutlichen Schritt Richtung Moderne.


Auch die Feldzüge Mohammeds nehmen sich im Vergleich zu den Eroberungskriegen des Alten Testaments geradezu bescheiden aus, das Hauptaugenmerk liegt oft unübersehbar auf der Notwendigkeit, eine in ihrer Existenz bedrohte religiöse Splittergruppe zu schützen. So muss man jenen berühmten Vers aus der zweiten Sure keineswegs als muslimischen Aufruf zum Mord an Andersgläubigen interpretieren: “Und tötet sie, wo immer ihr auf sie trefft, und vertreibt sie, von wo sie euch vertrieben haben, denn Verfolgung ist schlimmer als Töten!… Solcher ist der Lohn der Ungläubigen”, steht dort.


Doch der Vers 191 mit dem scheinbaren Mordbefehl wird von zwei einschränkenden Versen umfasst: “Und kämpft auf Allahs Weg gegen diejenigen, die gegen euch kämpfen, doch übertretet nicht! Allah liebt nicht die Übertreter”, heißt es in Vers 190 und Vers 192 erinnert nochmals: “Wenn sie jedoch aufhören, so ist Allah allvergebend und barmherzig.”



Koran entzieht sich für viele einer kritischen Betrachtung



Problematisch ist, dass nicht nur die sogenannten Islamkritiker solche Verse falsch verstehen und aus ihrem historischen Kontext reißen, sondern islamistische Terroristen damit ihre Mordzüge rechtfertigen.


Die jüdische Orthodoxie hat es geschafft, das jüdische Gesetz, die Halacha, in einer Jahrhunderte dauernden Entwicklung so zu interpretieren, dass sie – zumindest zumeist – nicht mit modernen rechtsstaatlichen Prinzipien kollidiert. Auch ultraorthodoxe Juden steinigen heute niemanden mehr, obwohl diese Strafe in ihren heiligen Schriften für eine größere Zahl Verbrechen vorgesehen war als im Islam.


Sicher, auch die Scharia hat sich gewandelt, doch mit einer historisch-kritischen Koranexegese tut sich der Islam noch immer schwer.


Als das direkt und durch den Erzengel Gabriel unmittelbar an den Propheten geoffenbarte Wort Gottes entzieht sich ihr heiliges Buch für viele Muslime einer kritischen Betrachtung.


Dabei hatte man schon im Mittelalter festgestellt, dass es im Koran und in der Überlieferung Widersprüche gibt, die nicht immer in Einklang zu bringen waren. Einige der Verse mussten nach einem logischen System, das sowohl den Offenbarungsanlass als auch die Chronologie der Suren berücksichtigt, abrogiert, also annulliert, werden. Ganz ohne historische Forschung ging es eben schon damals nicht.


Der Koran selbst schien das Vorgehen zu rechtfertigen: “Was wir an Versen aufheben oder in Vergessenheit geraten lassen – wir bringen bessere oder gleichwertige dafür. Weißt du denn nicht, dass Allah zu allem die Macht hat?” steht in der zweiten Sure.


Auch im Islam gab es Versuche, die religiösen Dogmen in Einklang mit der Vernunft oder dem philosophischen Denken der Spätantike zu bringen. Heute betreiben beispielsweise die Theologen der Ankaraner Schule eine Exegese nach der historisch-kritischen Methode.



Für viele ist das Weltbild der Islamisten verlockend



Gleichzeitig wird die islamische Welt aber seit Jahren von einer konservativen Erweckungsbewegung erfasst. Dadurch verengt sich der Spielraum für liberale Interpretation des Islam zunehmend.


Es hat auch sehr pragmatische Gründe, dass vielerorts die Oberhoheit in Religionsfragen bei den Fundamentalisten liegt: Wer ihnen widerspricht, muss nicht selten um sein Leben fürchten.


Ein erschreckend niedriges Bildungsniveau in vielen Ländern trägt zudem dazu bei, dass besonders junge, frustrierte Araber empfänglich sind für das verlockend eindeutige Weltbild der Islamisten.



Traditionen kollidieren mit Werten der Moderne



Vielleicht ist es also gar nicht zuallererst eine Auseinandersetzung zwischen dem aufgeklärten Westen und der arabischen Welt, die wir heute miterleben.


“Die Salafisten wollten alle anderen ausschließen”, sagte Abdelfattah Mouru, ein Führer der tunesischen Islamistenpartei Ennahda auf einer interreligiösen Konferenz in der Türkei jüngst: “Es geht nicht um Muslime und Christen. Es geht um jene, die die Menschlichkeit respektieren und solche, die das nicht tun.”


So kämpft die islamische Welt vor allem mit sich selbst: Traditionen und kulturelle Normen kollidieren mit den Realitäten und Werten der Moderne.


Da hilft es wenig, im Westen entweder heile Welt zu spielen oder die Apokalypse an die Wand malen. Die Entwicklung in jenen Ländern wird sich weder steuern noch beschleunigen lassen, ihr Ausgang ist ungewiss.


Bis dahin heißt es, die Extremisten und Terroristen zu bekämpfen, die neuen islamistischen Regierungen zur Mäßigung zu mahnen, in gewisser Weise sie mit Pluralismus und Demokratie zu verführen und die liberalen, weltoffenen Kräfte zu stärken.



“Wir haben genug von den Extremisten”



Dass längst nicht alles verloren ist, konnte man gerade in der ostlibyschen Stadt Bengasi erleben. Hier, wo am 11. September bei einem geplanten islamistischen Terroranschlag der US-Botschafter und drei weitere diplomatische Mitarbeiter getötet wurden, gab es am Freitag zwei konkurrierende Kundgebungen: 3000 Islamisten gingen auf die Straße, um gegen die Beleidigung ihres Propheten zu demonstrieren. Gleichzeitig zogen 30.000 Libyer durch die Straßen und forderten die Auflösung der bewaffneten Milizen. “Wo ist die Armee, wo ist die Polizei?” stand auf Bannern und “Nein zu Milizen!”


Bisher schien die schwache Zentralregierung den bewaffneten Gruppen wenig entgegensetzen zu können. In der Nacht zum Samstag hatte das Volk genug und stürmte mehrere Lager der Islamistengruppe Ansar al-Scharia, die an dem Anschlag auf das US-Konsulat beteiligt gewesen sein soll. Bei dem Versuch, ein weiteres Lager zu stürmen, eröffneten die Islamisten das Feuer. Es soll drei Tote gegeben haben.


“Nach dem, was im amerikanischen Konsulat geschehen ist, haben wir genug von den Extremisten”, wurde ein Demonstrant von dem panarabischen Fernsehsender al-Dschasira zitiert.


Gewiss ist dieser Fall von chaotischer Selbstjustiz im Wüstenreich kein Anlass, die arabische Demokratiebewegung für gerettet zu erklären. Aber immerhin ein guter Grund, nicht alle Hoffnung fahren zu lassen.

Quelle: Welt, 22.9.2012

D-Mark würde Deutschland in den Ruin stürzen


Für die Beantwortung der Frage, wie es Deutschland ohne den Euro ergangen wäre, sollte man die Erfahrungen von Ländern analysieren, deren Währungen – ähnlich wie früher der D-Mark – an den Devisenmärkten prinzipiell eine Aufwertungstendenz beigemessen wird.


Welche Probleme man mit einer zu starken Währung haben kann, verdeutlicht kein Land so sehr wie Japan. Diese Volkswirtschaft weist heute mit einer Schuldenstandsquote von 214 Prozent eine weit mehr als doppelt so hohe Verschuldung auf wie Deutschland.


Japans Probleme mit dem starken Yen begannen in der ersten Hälfte der 90er-Jahre. Das Land hatte gerade das Platzen einer riesigen Immobilienblase erlebt und hätte nun dringend Wachstumsimpulse durch den Außenhandel benötigt. Doch die kaum von gesamtwirtschaftlicher Logik bestimmten Devisenmärkte bescherten dem Land eine so starke Aufwertung des Yen gegenüber dem US-Dollar, dass sich der Außenwert der japanischen Währung von April 1990 bis April 1995 verdoppelte.






Massive Verschärfung des deflationären Drucks



Der durch die internen Probleme ohnehin geschaffene deflationäre Druck wurde auf diese Weise massiv verschärft. Zur Wiederherstellung der Wettbewerbsfähigkeit mussten die japanischen Löhne sinken. Nach immer wieder aufgetretenen Aufwertungswellen liegen die japanischen Nominallöhne heute um zwölf Prozent unter dem Niveau des Jahres 1995.


Auf diese Weise wurde ein so starker deflationärer Druck auf die japanische Wirtschaft ausgeübt, dass es sehr hoher staatlicher Nachfrageimpulse bedurfte, um das Land einigermaßen im gesamtwirtschaftlichen Gleichgewicht zu halten.


Die anhaltend hohen Staatsdefizite sind somit eine wichtige Erklärung für die abenteuerlich hohe Schuldenstandsquote des Landes. Die zweite Ursache hierfür ist das deflationsbedingt seit dem Jahr 1990 stagnierende nominale Bruttoinlandsprodukt, das im Nenner dieser Größe steht.



Japan kaufte Dollar-Bestände



Aber das ist noch nicht alles. Im Bestreben, immer wieder einmal die Aufwertung durch Interventionen am Devisenmarkt zu stoppen, kaufte die Bank von Japan in großem Umfang Dollar-Bestände an, die sie überwiegend in Form von US-Staatsanleihen hält. Zuletzt beliefen sich diese Guthaben, die man zum größten Teil als Haftung Japans für die Vereinigten Staaten ansehen kann, auf 1,2 Billionen Dollar.


Das ist deutlich mehr als der vom Ifo-Institut fortlaufend ermittelte “Haftungspegel” in Höhe von 779 Milliarden Euro, der Deutschlands Haftungssumme für den “worst case” einer völligen Insolvenz Griechenlands, Irlands, Italiens, Portugals, Spaniens abbildet.


Bei allen Problemen, die bei solchen Vergleichen unvermeidbar sind, sollte es zumindest zu denken geben, dass ein wirtschaftlich hochleistungsfähiges Land wie Japan, das ähnlich in den Bereichen Maschinenbau und Automobil aufgestellt ist wie Deutschland, durch die Aufwertung seiner Währungen in den beiden letzten Jahrzehnten nicht nur eine anhaltende Deflation und eine erschreckend hohe Staatsverschuldung erfahren hat, sondern sich darüber hinaus in hohem Maße zur Finanzierung der amerikanischen Staatsverschuldung gezwungen sah.



Chinas Transferunion mit den USA



China ist ein zweites interessantes Anschauungsbeispiel. Die abschreckenden Erfahrungen Japans mit einem weitgehend marktbestimmten Wechselkurs dürften die chinesische Führung veranlasst haben, eine Wechselkurspolitik zu verfolgen, bei der der Wechselkurs nahezu perfekt durch Notenbank-Interventionen gesteuert wird.


Nichts hätte weniger in die exportorientierte Strategie dieses Landes gepasst als eine starke Aufwertung, für die es in Anbetracht des zeitweise sehr hohen chinesischen Leistungsbilanzüberschusses durchaus eine Veranlassung gegeben hätte.


Die Strategie ging insoweit auf, als der Wechselkurs des Renminbi von den chinesischen Behörden stets zielgerecht gesteuert werden konnte, sodass – anders als im Fall Japans – unerwünschte Störungen für die Außenwirtschaft vermieden wurden. Aber dafür musste China einen sehr hohen Preis bezahlen. Im Laufe der letzten zwölf Jahre sammelten sich durch die Devisenmarkt-Interventionen der chinesischen Behörden Währungsreserven in Höhe von 3,2 Billionen US-Dollar an.


Auch hier ist zu vermuten, dass der größte Teil direkt oder indirekt in US-Staatsanleihen investiert wurde. Diese gewaltige Haftungsgemeinschaft, die man auch als die größte Transferunion der Welt bezeichnen könnte, geht weit über das hinaus, was selbst pessimistische Euro-Kritiker für Deutschland erwarten.


Aber es steht dahinter ein ähnlich fragwürdiges Geschäftsmodell wie der deutsche Merkantilismus des letzten Jahrzehnts. Im Bestreben, möglichst wettbewerbsfähig zu sein, wurde eine zurückhaltende Lohnpolitik verfolgt, die mit einer schwachen Konsumnachfrage einherging. Dafür konnte man im großen Stil Exportgüter verkaufen, allerdings an Länder, die sich das Ganze nur auf Pump leisten konnten.


Am Ende hat man mit den Leistungsbilanzüberschüssen große Geldforderungen angehäuft, aber es ist fraglich, ob man dafür jemals einen realen Gegenwert zurückbekommen wird.



Die Schweiz, das jüngste Opfer der Devisenmärkte



Lange Zeit galt die Schweiz in der deutschen Diskussion als Paradebeispiel dafür, dass man sich mit einer eigenen Währung durchaus erfolgreich auf den internationalen Finanzmärkten behaupten könne. Ohne größere Markteingriffe hielt sich der Schweizer Franken über Jahre hinweg recht stabil bei rund 1,50 Franken je Euro.


Das hat sich mit dem Ausbruch der Griechenland-Krise im Frühjahr 2010 grundlegend geändert. Innerhalb von 15 Monaten wertete sich der Schweizer Franken so stark auf, dass er im August 2011 die Parität zum Euro zu erreichen drohte.


Nach längerem Zögern zog die Schweizerische Nationalbank am 6. September 2011 die Notbremse und kündigte eine Kursuntergrenze von 1,20 Franken pro Euro an. Seither bewegt sich der Kurs knapp oberhalb dieses Zielwertes. Die Intervention war im Prinzip erfolgreich, aber der Schweiz ist damit nicht wirklich geholfen.


Zum einen ist die Kursuntergrenze im Vergleich zum Durchschnitt der Jahre 1999 bis 2009, der bei 1,55 Franken lag, immer noch sehr ungünstig für die schweizerische Wirtschaft. Spürbare Rückgänge bei den Exporten und den Logiernächten sind die Folge. Zum anderen konnte mit den Interventionen der Zufluss ausländischer Mittel nicht gestoppt werden, da diese weniger spekulativer Natur sind, sondern in erster Linie von der Sorge getrieben sind, dass es zu Austritten einzelner Länder aus dem Euro kommt.


Insgesamt beliefen sich die Schweizer Devisenreserven Ende Juni 2012 auf 365 Milliarden Franken. Das entspricht rund 67 Prozent des Bruttoinlandsprodukts der Schweiz.



Die Welt der neuen D-Mark wäre keine heile Welt



Wer heute glaubt, dass die Rückkehr zur D-Mark wieder in eine heile Welt führt, dürfte bitter enttäuscht werden. Wahrscheinlich würde es Deutschland wie Japan ergehen. Ähnlich wie die alte D-Mark würde eine neue D-Mark zum Klub der Währungen gehören, für die bei den Märkten eine ungeschriebene Konvention besteht, dass sie grundsätzlich eine Aufwertungstendenz aufweisen.


Die dann wieder für die D-Mark verantwortliche Bundesbank würde sehr lange warten, bis sie eine Aufwertung der D-Mark stoppen würde. Zum einen gibt es bei Notenbankern häufig das irrationale Gefühl, dass nur eine starke Währung eine gute Währung ist. Zum anderen werden Devisenmarkt-Interventionen von vielen Ökonomen sehr kritisch gesehen.


In ihre von Marktgläubigkeit geprägte Welt passt es einfach nicht, wenn eine staatliche Institution in Marktmechanismen eingreift.


Und sie lassen sich davon auch dadurch nicht abbringen, dass – wie in zahllosen ökonometrischen Studien gezeigt – keinerlei systematische Zusammenhänge zwischen makroökonomischen Fundamentaldaten (Wirtschaftswachstum, Inflationsraten, Außenhandel) und dem Wechselkurs bestehen. Bei den Ökonomen der Bundesbank kann man mit großer Sicherheit davon ausgehen, dass sie diese Skepsis gegenüber Devisenmarkt-Interventionen uneingeschränkt teilen würden.


Die wiedereingeführte D-Mark würde also über Jahre hinweg sehr kräftig aufgewertet. Da dies die Wettbewerbsfähigkeit unserer Exportwirtschaft gravierend beeinträchtigen würde, träten alsbald renommierte Ökonomen auf den Plan, die massive Lohnkürzungen forderten.



Sinkende Löhne und die Deflationsgefahr



Und natürlich wären die deutschen Arbeitnehmer bereit, alles für die Sicherung ihrer Arbeitsplätze zu tun. Sinkende Löhne würden den Weg in die Deflation einleiten. Das wiederum würde die Schuldenstandsquote Deutschlands (bei der das nominale Bruttoinlandsprodukt im Nenner steht) nach oben treiben, selbst wenn der deutsche Staat keine neuen Schulden mehr aufnähme.


Wie in Japan wäre außerdem zu befürchten, dass auf jede Lohnzurückhaltung eine neue Aufwertungswelle folgt. Irgendwann könnte es dann auch der Bundesbank zu viel werden, sodass sie sich zu aktiven Interventionen durchringen müsste. Die Erfahrungen Chinas, Japans und der Schweiz zeigen, dass dies zu sehr hohen Devisenbeständen führen kann.


Auf die deutsche Wirtschaftsleistung bezogen, ergäben die in relativ kurzer Zeit angehäuften Devisenreserven der Schweiz einen Betrag von rund 1700 Milliarden Euro.


Wenn man für eine Rückkehr zur D-Mark plädiert, weil man nicht länger für andere Länder haften will, sollte man sich die Erfahrungen Chinas, Japans und der Schweiz genau ansehen. Sie haften uneingeschränkt für die von ihnen erworbenen Staatsanleihen der Vereinigten Staaten (und im Fall der Schweiz für Anleihen aus dem Euro-Raum), ohne dass sie die geringste Möglichkeit haben, auf die Wirtschaftspolitik des Schuldnerlandes einzuwirken.


Der Text ist ein Auszug aus dem Buch “Zurück zur D-Mark?” des Ökonomen Peter Bofinger.




© Verlag Droemer KnaurPeter Bofinger: “Zurück zur D-Mark? Deutschland braucht den Euro” – Verlag Droemer. ISBN: 3-426-27613-5. Preis: 18 Euro.


© Verlag Droemer KnaurPeter Bofinger


Elf Tage im Februar – München 1970

Es war ein kalter, aber schöner Tag. In München lag Schnee und die Sonne schien. Doch der Eindruck eines lichten Wintertages trog. In Wirklichkeit war der 18. Februar 1970 ein düsterer, äußerst bedrückender Tag. Nicht grundlos sprach Oberbürgermeister Vogel davon, dass über der Stadt “dunkle Schatten” lägen. Er hatte Trauerbeflaggung für alle staatlichen Gebäude angeordnet. In München waren acht Juden ermordet worden. Das sagte niemand so, aber es war so.


An diesem Tag kamen in der Aussegnungshalle des Israelitischen Friedhofs an der Ungererstraße Hunderte von Menschen zusammen, die der Opfer gedenken wollten, die zwei Terroranschläge in der Woche zuvor gekostet hatten. Begonnen hatte es am 10. Februar, dem letzten Faschingstag. Bei dem Versuch dreier palästinensischer Terroristen, auf dem Flughafen Riem eine El-Al-Maschine zu entführen, war ein Handgemenge entstanden. Handgranaten flogen, Schüsse fielen. Ein Israeli, Sohn eines vor den Nazis aus Deutschland geflohenen Juden, kam ums Leben, elf weitere Passagiere, darunter eine berühmte Schauspielerin, wurden schwer verletzt. Drei Tage später war es weitergegangen.


In dem in der Reichenbachstraße gelegenen Gemeindehaus der Israelitischen Kultusgemeinde war kurz nach Beginn des Sabbats gegen neun Uhr abends ein Feuer ausgebrochen. Ein Unbekannter war mit dem Fahrstuhl nach oben gefahren und hatte im hölzernen Treppenhaus Stockwerk für Stockwerk einen Aral-Kanister geleert und, wieder im Eingangsbereich angekommen, das Öl-Benzingemisch angezündet. Die Flammen breiteten sich in rasender Geschwindigkeit aus; im Nu war eine Sogwirkung wie in einem Kamin entstanden. Die Eingeschlossenen hatten kaum eine Chance. Einer rief in Todesangst aus einem der Fenster: “Wir werden vergast!” Bei dem Brandanschlag wurden sieben ältere Menschen, allesamt NS-Überlebende, getötet und 15 verletzt.


Vier Tage später rückte erneut der Riemer Flughafen ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Drei Palästinenser, die in einer jugoslawischen Maschine wegen ihrer ausgebeulten Manteltaschen das Misstrauen des Kapitäns ausgelöst hatten, waren vom Bundesgrenzschutz verhaftet worden. Auch sie wollten eine El-Al-Maschine entführen. Einen Tag später fand die Trauerfeier für die Opfer des Brandanschlags und der gescheiterten Flugzeugentführung statt. Wie bedeutsam dieser Akt war, ließ sich schon daran erkennen, dass an ihm auch Bundespräsident Heinemann teilnahm. Die wichtigste Rede hielt Innenminister Hans-Dietrich Genscher. Es war eine der eindrucksvollsten Ansprachen, die ein Bundespolitiker bis dahin gehalten hatte. Und es war eine Art öffentlichen Gelöbnisses für die in der Bundesrepublik lebenden Juden. Genscher erklärte: “Das deutsche Volk wird niemals mehr zulassen, dass auf seinem Gebiet Gewalt und Terror regieren. Es wird niemals mehr zulassen, dass bestimmte Gruppen außerhalb der Gesellschaft von Menschen gestellt werden. Sie alle, die Sie heute hier sind, sind Zeugen dieses Versprechens.” Das war ein Wort. Gegeben vom Innenminister persönlich. Von nun an stand der Staat selbst im Wort.


Doch das, was sich am 10. und am 13. Februar abgespielt hatte, war immer noch nicht alles, was diese Wintertage an Schreckensmeldungen zu bieten hatten. Einige Tage später verlagerten sich die terroristischen Aktivitäten um einige hundert Kilometer an zwei andere Orte. Im Frachtraum einer Maschine der “Austrian Airlines”, die sich auf dem Flug von Frankfurt nach Wien befand, um von dort nach Tel Aviv zu fliegen, riss am Vormittag des 21. Februar eine Explosion ein Loch in den Bug. Dem Piloten gelang es gerade noch, auf dem Rhein-Main-Flughafen notzulanden.


Zwei Stunden später startete vom Flughafen Kloten bei Zürich eine weitere Maschine in Richtung Tel Aviv. Auch die Coronado der “Swissair” hatte eine Bombe an Bord. Sie explodierte ebenfalls nach Erreichen einer bestimmten Flughöhe. Wieder versuchte der Flugkapitän die Notlandung einzuleiten. Doch es war zu spät. Das Feuer breitete sichaus, im Cockpit verhinderte dichter Qualm eine kontrollierte Steuerung. Das Flugzeug stürzte nur wenige hundert Meter vom schweizerischen Atomreaktor Würenlingen entfernt ab. Dabei kamen alle Passagiere und Besatzungsmitglieder ums Leben, insgesamt 47 Menschen. Ihre Körper wurden so sehr zerstückelt, dass eine Identifikation der Opfer nicht mehr gelang. Es war das erste Mal in der Geschichte des Terrorismus, dass ein Zivilflugzeug mit einer Bombe vom Himmel geholt worden war.


Die Sprengstoffpakete, die die Explosionen verursacht hatten, waren an Scheinadressen in Jerusalem adressiert und am 20. Februar auf Postämtern in Frankfurt und München aufgegeben worden. Dahinter steckte eine Kommandogruppe der Palästinenser. Ihr Kopf hatte die Verbrechen von München aus organisiert und sich mit seinem Auto in Richtung Jordanien absetzen können.


Eine derartige Serie von Terroranschlägen hatte es mitten in Europa zuvor noch nicht gegeben. Insbesondere Israel und die Jüdischen Gemeinden waren tief verunsichert. Hans Lamm, der kurz darauf sein Amt als Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde antrat, kommentierte die Schreckensmeldungen mit den Worten: “Kein Ereignis der 25 Nachkriegsjahre hat sie so sehr erschüttert und ergriffen: keine Friedhofsschändung und nicht die Kölner Ereignisse von 1959, kein Prozess und kein antisemitischer Skandal.” Nicht wenige ihrer Mitglieder dachten unweigerlich, nun ginge alles wieder von vorne los.


Noch etwas anderes beunruhigte sie. Im Laufe dieser Tage hatte sich in der bayerischen Landeshauptstadt eine bis dahin unbekannte Untergrundgruppierung zu Wort gemeldet. Am 20. Februar traf im Münchner dpa-Büro ein Drohbrief ein, der sich gegen Richter und Staatsanwälte richtete. Unterzeichnet war das Papier, in dem Freiheit für einen ehemaligen, wegen Fahnenflucht zu einer mehrmonatigen Gefängnisstrafe verurteilten Kommunarden gefordert wurde, mit den in einem fünfzackigen Stern montierten Initialen “TM”. In der Nacht vom 22. zum 23. Februar warfen Unbekannte Molotow-Cocktails in das Wohnzimmer jenes Amtsgerichtsrats, der den APO-Aktivisten verurteilt hatte. Der Schaden blieb zwar begrenzt, die Gefahr jedoch war erheblich. Erst Passanten, die den Feuerschein entdeckten, gelang es, den schlafenden Juristen zu alarmieren und Schlimmeres abzuwenden.


Nicht nur die zeitliche Koinzidenz zwischen den im Laufe von noch nicht einmal zwei Wochen begangenen Anschlägen rief die Ermittler auf den Plan. Die Initialen “TM” standen für “Tupamaros München”. Bei der Gruppe handelte es sich um eine Schwesterorganisation der “TW”, den “Tupamaros West-Berlin”, die seit einem Vierteljahr die Berliner Polizei mit einer Serie von Anschlägen in Atem hielten. Als ihr Kopf galt der untergetauchte Ex-Kommunarde Dieter Kunzelmann. Und als Anführer der “TM” ein anderes Mitglied der einstigen “Kommune I”, dessen publizitätsträchtiger Gefährte Fritz Teufel. Sollte es etwa einen Zusammenhang zwischen den Aktionen der Palästinenser, dem Brandanschlag auf das Israelitische Gemeindehaus und den Anschlägen der “Tupamaro”-Ableger gegeben haben?


Zumindest einen Zeitzeugen gab es, der eine solche Verbindung für gegeben hielt. Es war mit Heinz Galinski der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde in Berlin. In einem Kommentar schrieb er, dass sich “die drohende Zuspitzung” bereits im Vorjahr in Charlottenburg angekündigt hätte. Während einer Gedenkveranstaltung für die Opfer der sogenannten “Reichskristallnacht” hatten die dortigen “Tupamaros” eine Bombe in das Gemeindehaus in der Charlottenburger Fasanenstraße gelegt. Gerade weil sie nicht hochgegangen war, sah Galinski darin die Antizipation des am 13. Februar verübten Mordanschlags in der Münchner Reichenbachstraße. Seiner Einschätzung nach schien im zweiten Anlauf den Attentätern das offenbar “gelungen” zu sein, was sie bereits drei Monate zuvor im Schilde geführt hatten.


Im April 1970 meldete sich nun jener Mann zu Wort, von dem seit 2005 bekannt ist, dass er es war, der hinter dem Berliner Bombenanschlag stand. In einer Ausgabe der linken Subkultur-Zeitung “Agit 883” erschien ein von Kunzelmann verfasster “Brief aus Amman”. Wie ein erster, ein halbes Jahr zuvor veröffentlichter war er jedoch nicht in Jordanien, sondern im Berliner Untergrund verfasst worden. Wann beginne endlich, appellierte er darin an seine Leser, “der organisierte Kampf gegen die heilige Kuh Israel”? Palästinensische “Todeskommandos” wie das auf dem Flughafen München-Riem müssten “durch besser organisierte zielgerichtetere” ersetzt werden – durch deutsche Guerillakommandos.


Kunzelmann ließ es sich zudem nicht nehmen, den heimtückischen Brandanschlag auf das israelitische Gemeindehaus in der Reichenbachstraße zu kommentieren. Er versuchte, den Juden selbst die Schuld an der Mordaktion in die Schuhe zu schieben, und behauptete, dass “Zionisten” hinter dieser Schreckenstat stünden. Das Motiv für “das zionistische Massaker” bestünde darin, dass sie damit unter den in Deutschland lebenden Juden Angst und Schrecken verbreiten wollten, um sie zur Emigration nach Israel zu drängen.


Die Urheber dieses Mordanschlags konnten trotz der höchsten bis dahin ausgesetzten Belohnung in der Kriminalgeschichte der Bundesrepublik nicht ermittelt werden. In diesem Zusammenhang war auch nach dem untergetauchten Teufel gefahndet worden. Am 12. Juni 1970 wurde er schließlich wegen des Verdachts, an diversen Brandanschlägen beteiligt gewesen zu sein, in Schwabing verhaftet. Kunzelmann ging am 19. Juli in West-Berlin Zivilbeamten ins Netz, als er am Flughafen auf seine aus Amman eintreffende Gefährtin Ina Siepmann wartete. Sie hatte dort mit den Guerilleros der Fatah kooperiert und war so etwas wie die Residentin der “Tupamaros” bei den Palästinensern.


In Kunzelmanns Unterschlupf fand die Polizei zahllose Unterlagen – Briefe, Notizen und ein Tagebuch. Aus ihnen gingen nicht nur Kontakte mit den Palästinensern hervor, sondern auch Überlegungen zum Ausspähen von Flughäfen. In einem von Georg von Rauch, einem weiteren Mitglied der “Tupamaros”, verfassten, 36 Seiten starken Papier fanden sich darüber hinaus Planungen für Anschläge auf die Münchner Olympiade.


Je näher die XX. Olympischen Spiele dann rückten, umso mehr schien alles, was sich im Februar 1970 abgespielt hatte, vergessen zu sein. Die Monate vor der Eröffnung waren von Hektik und Vorfreude geprägt. Die Organisatoren schienen sich einig darin, einen Gegenentwurf zur Nazi-Olympiade von 1936 und damit ein anderes Deutschland präsentieren zu wollen, eines das aus der Vergangenheit gelernt hatte. Nichts und niemand erinnerte noch daran, was sich zweieinhalb Jahre zuvor abgespielt hatte. Weder die Münchner, weder die Bayern noch die Vertreter des Bundes, aber auch die Israelis nicht.


Dann geschah, womit – bis auf einen Psychologen – keiner gerechnet hatte. Die israelischen Sportler wurden von einem Kommando der Palästinenser überfallen und als Geiseln genommen. Als sich zwei Israelis zu wehren versuchten, wurden sie erschossen. In den Stunden danach begannen Verhandlungen mit dem Sprecher der Geiselnehmer.


Wer kennt sie nicht, die Aufnahmen, auf denen zu sehen ist, wie in der Connollystraße des Olympischen Dorfes der Anführer der Geiselnehmer mit den Deutschen verhandelt hat? Es waren der bayerische Innenminister Bruno Merk, der Münchner Polizeipräsident Manfred Schreiber und Bundesinnenminister Genscher, jene beiden Politiker und jener Polizeichef, die zweieinhalb Jahre zuvor zum Flughafen Riem sowie zur Brandstätte in der Reichenbachstraße gerufen worden waren und die auch an der Trauerfeier in der Ungererstraße teilgenommen hatten. Wird einem von ihnen bewusst gewesen sein, dass sie es eigentlich hätten besser wissen müssen? Schließlich hatten sie hautnah miterlebt, welchen Anschlägen Israelis und Juden bereits zuvor ausgesetzt waren. Sie hatten am 10. Februar die Blutlachen in der Abfertigungshalle gesehen und wenige Tage später das ausgebrannte Treppenhaus des Israelitischen Gemeindehauses, in dem sieben Holocaust-Überlebende umgekommen waren.


Jeder weiß, was anschließend in der Nacht vom 5. auf dem 6. September 1972 am Fliegerhorst der Bundesluftwaffe in Fürstenfeldbruck geschehen ist. Auch dort waren Merk, Schreiber und Genscher unmittelbar vor Ort. Sie waren nicht nur Zeugen des Desasters, das zum Tod aller Geiseln geführt hatte, sie waren auch die Hauptverantwortlichen dafür, dass dies überhaupt hatte geschehen können. Wird sich Genscher in dieser Situation oder in den Tagen darauf noch daran erinnert haben, was er den Angehörigen der jüdischen Opfer erklärt hatte? Er hatte das Versprechen nicht einlösen können. Es hatte keinen Schutz für die erneut Bedrohten gegeben.


Die elf Tage, die im Februar 1970 nicht nur München, sondern ein ganzes Land erschütterten, hätten ein Menetekel sein müssen. Doch die Schrift an der Wand war von niemandem gelesen worden. Die Politiker wollten sich nicht erinnern, die Polizisten nicht, die Juristen nicht, die Journalisten nicht und auch die Bevölkerung nicht. Es war wie eine einzige große Amnesie.


Diese Geschichte liegt nun schon weit über vierzig Jahre zurück. Doch sie ist längst noch nicht zu Ende. Wer sich eingehend mit den Ermittlungsakten befasst, dem drängt sich der Eindruck auf: Einige der Schuldigen für den Mordanschlag in der Reichenbachstraße, für das schlimmste nach 1945 in Deutschland begangene antisemitische Verbrechen, leben mitten unter uns. Sie dürften nur zu genau wissen, was geschehen würde, wenn einer von ihnen auszupacken begänne und endlich darüber redete, wie es zu dem Brand überhaupt kommen konnte. Die Münchner Kriminalpolizei hatte damals nichts unversucht gelassen, um die Täter zu fassen. Vergeblich. Es hatte ein paar Festnahmen gegeben, die Indizien reichten jedoch nicht aus, um auch nur gegen einen Einzigen Anklage zu erheben. Vor zwei Monaten hat die ARD nun einen Aufsehen erregenden Dokumentarfilm namens “München 1970” gezeigt, in dem die Zusammenhänge einem größeren Publikum in Grundrissen vor Augen geführt worden sind. Seitdem soll in bestimmten Kreisen Nervosität ausgebrochen sein. In den kommenden Monaten wird sich zeigen, ob sich nach so langer Zeit doch noch etwas tut und es für die jüdischen Opfer zumindest ein spätes Zeichen der Gerechtigkeit geben wird.


Wolfgang Kraushaar hat sich als Historiker der Protestbewegung einen Namen gemacht. 2008 erschien sein Buch “Achtundsechzig”. Sein bereits angekündigtes Buch “München 1970: Die Anschlagsserie im Vorfeld der Olympischen Spiele von 1972” hat sein Verlag ohne Kommentar zurückgezogen. Nun erscheint es bei Rowohlt im Frühjahr.


Quelle:  Welt, 22.9.2012

US Energy Independence Is a Pipedream

This piece originally appeared on TomDispatch.


Last winter, fossil-fuel enthusiasts began trumpeting the dawn of a new “golden age of oil” that would kick-start the American economy, generate millions of new jobs, and free this country from its dependence on imported petroleum. Ed Morse, head commodities analyst at Citibank, was typical. In the Wall Street Journal he crowed, “The United States has become the fastest-growing oil and gas producer in the world, and is likely to remain so for the rest of this decade and into the 2020s.”


Once this surge in U.S. energy production was linked to a predicted boom in energy from Canada’s tar sands reserves, the results seemed obvious and uncontestable. “North America,” he announced, “is becoming the new Middle East.” Many other analysts have elaborated similarly on this rosy scenario, which now provides the foundation for Mitt Romney’s plan to achieve “energy independence” by 2020.

By employing impressive new technologies — notably deepwater drilling and hydraulic fracturing (or hydro-fracking) — energy companies were said to be on the verge of unlocking vast new stores of oil in Alaska, the Gulf of Mexico, and shale formations across the United States. “A ‘Great Revival’ in U.S. oil production is taking shape — a major break from the near 40-year trend of falling output,” James Burkhard of IHS Cambridge Energy Research Associates (CERA) told the Senate Committee on Energy and Natural Resources in January 2012.


Increased output was also predicted elsewhere in the Western Hemisphere, especially Canada and Brazil. “The outline of a new world oil map is emerging, and it is centered not on the Middle East but on the Western Hemisphere,” Daniel Yergin, chairman of CERA, wrote in the Washington Post. “The new energy axis runs from Alberta, Canada, down through North Dakota and South Texas… to huge offshore oil deposits found near Brazil.”



Extreme Oil


It turns out, however, that the future may prove far more recalcitrant than these prophets of an American energy cornucopia imagine. To reach their ambitious targets, energy firms will have to overcome severe geological and environmental barriers — and recent developments suggest that they are going to have a tough time doing so.


Consider this: while many analysts and pundits joined in the premature celebration of the new “golden age,” few emphasized that it would rest almost entirely on the exploitation of “unconventional” petroleum resources — shale oil, oil shale, Arctic oil, deep offshore oil, and tar sands (bitumen). As for conventional oil (petroleum substances that emerge from the ground in liquid form and can be extracted using familiar, standardized technology), no one doubts that it will continue its historic decline in North America.


The “unconventional” oil that is to liberate the U.S. and its neighbors from the unreliable producers of the Middle East involves substances too hard or viscous to be extracted using standard technology or embedded in forbidding locations that require highly specialized equipment for extraction. Think of it as “tough oil.”


Shale oil, for instance, is oil trapped in shale rock. It can only be liberated through the application of concentrated force in a process known as hydraulic fracturing that requires millions of gallons of chemically laced water per “frack,” plus the subsequent disposal of vast quantities of toxic wastewater once the fracking has been completed. Oil shale, or kerogen, is a primitive form of petroleum that must be melted to be useful, a process that itself consumes vast amounts of energy. Tar sands (or “oil sands,” as the industry prefers to call them) must be gouged from the earth using open-pit mining technology or pumped up after first being melted in place by underground steam jets, then treated with various chemicals. Only then can the material be transported to refineries via, for example, the highly controversial Keystone XL pipeline. Similarly, deepwater and Arctic drilling requires the deployment of specialized multimillion-dollar rigs along with enormously costly backup safety systems under the most dangerous of conditions.

All these processes have at least one thing in common: each pushes the envelope of what is technically possible in extracting oil (or natural gas) from geologically and geographically forbidding environments. They are all, that is, versions of “extreme energy.” To produce them, energy companies will have to drill in extreme temperatures or extreme weather, or use extreme pressures, or operate under extreme danger — or some combination of all of these. In each, accidents, mishaps, and setbacks are guaranteed to be more frequent and their consequences more serious than in conventional drilling operations. The apocalyptic poster child for these processes already played out in 2010 with BP’s Deepwater Horizon disaster in the Gulf of Mexico, and this summer we saw intimations of how it will happen again as a range of major unconventional drilling initiatives — all promising that “golden age” — ran into serious trouble.


Perhaps the most notable example of this was Shell Oil’s costly failure to commence test drilling in the Alaskan Arctic. After investing $4.5 billion and years of preparation, Shell was poised to drill five test wells this summer in the Beaufort and Chukchi Seas off Alaska’s northern and northwestern coasts. However, on September 17th, a series of accidents and mishaps forced the company to announce that it would suspend operations until next summer — the only time when those waters are largely free of pack ice and so it is safer to drill.


Shell’s problems began early and picked up pace as the summer wore on. On September 10th, its Noble Discoverer drill ship was forced to abandon operations at the Burger Prospect, about 70 miles offshore in the Chukchi Sea, when floating sea ice threatened the safety of the ship. A more serious setback occurred later in the month when a containment dome designed to cover any leak that developed at an undersea well malfunctioned during tests in Puget Sound in Washington State. As Clifford Krauss noted in the New York Times, “Shell’s inability to control its containment equipment in calm waters under predictable test conditions suggested that the company would not be able to effectively stop a sudden leak in treacherous Arctic waters, where powerful ice floes and gusty winds would complicate any spill response.”


Shell’s effort was also impeded by persistent opposition from environmentalists and native groups. They have repeatedly brought suit to block its operations on the grounds that Arctic drilling will threaten the survival of marine life essential to native livelihoods and culture. Only after promising to take immensely costly protective measures and winning the support of the Obama administration — fearful of appearing to block “job creation” or “energy independence” during a presidential campaign — did the company obtain the necessary permits to proceed. But some lawsuits remain in play and, with this latest delay, Shell’s opponents will have added time and ammunition.


Officials from Shell insist that the company will overcome all these hurdles and be ready to drill next summer. But many observers view its experience as a deterrent to future drilling in the Arctic. “As long as Shell has not been able to show that they can get the permits and start to drill, we’re a bit skeptical about moving forward,” said Tim Dodson of Norway’s Statoil. That company also owns licenses for drilling in the Chukchi Sea, but has now decided to postpone operations until 2015 at the earliest.


Extreme Water


Another unexpected impediment to the arrival of energy’s next “golden age” in North America emerged even more unexpectedly from this summer’s record-breaking drought, which still has 80% of U.S. agricultural land in its grip. The energy angle on all this was, however, a surprise.


Any increase in U.S. hydrocarbon output will require greater extraction of oil and gas from shale rock, which can only be accomplished via hydro-fracking. More fracking, in turn, means more water consumption. With the planet warming thanks to climate change, such intensive droughts are expected to intensify in many regions, which means rising agricultural demand for less water, including potentially in prime fracking locations like the Bakken formation of North Dakota, the Eagle Ford area of West Texas, and the Marcellus formation in Pennsylvania.


The drought’s impact on hydro-fracking became strikingly evident when, in June and July, wells and streams started drying up in many drought-stricken areas and drillers suddenly found themselves competing with hard-pressed food-producers for whatever water was available. “The amount of water needed for drilling is a double whammy,” Chris Faulkner, the president and chief executive officer of Breitling Oil & Gas, told Oil & Gas Journal in July. “We’re getting pushback from farmers, and my fear is that it’s going to get worse.” In July, in fact, the situation became so dire in Pennsylvania that the Susquehanna River Basin Commission suspended permits for water withdrawals from the Susquehanna River and its tributaries, forcing some drillers to suspend operations.


If this year’s “endless summer” of unrelenting drought were just a fluke, and we could expect abundant water in the future, the golden age scenario might still be viable. But most climate scientists suggest that severe drought is likely to become the “new normal” in many parts of the United States, putting the fracking boom very much into question. “Bakken and Eagle Ford are our big keys to energy independence,” Faulkner noted. “Without water, drilling shale gas and oil wells is not possible. A continuing drought could cause our domestic production to decline and derail our road to energy independence in a hurry.”


And then there are those Canadian tar sands. Turning them into “oil” also requires vast amounts of water, and climate-change-related shortages of that vital commodity are also likely in Alberta, Canada, their heartland. In addition, tar sands production releases far more greenhouse gas emissions than conventional oil production, which has sparked its own fiercely determined opposition in Canada, the United States, and Europe.


In the U.S., opposition to tar sands has until now largely focused on the construction of the Keystone XL pipeline, a $7 billion, 2,000-mile conduit that would carry diluted tar sands oil from Hardisty, Alberta, to refineries on the U.S. Gulf Coast, thousands of miles away. Parts of the Keystone system are already in place. If completed, the pipeline is designed to carry 1.1 million barrels a day of unrefined liquid across the United States.


Keystone XL opponents charge that the project will contribute to the acceleration of climate change. It also exposes crucial underground water supplies in the Midwest to severe risk of contamination by the highly corrosive tar-sands fluid (and pipeline leaks are commonplace). Citing the closeness of its proposed route to the critical Ogallala Aquifer, President Obama denied permission for its construction last January. (Because it will cross an international boundary, the president gets to make the call.) He is, however, expected to grant post-election approval to a new, less aquifer-threatening route; Mitt Romney has vowed to give it his approval on his first day in office.


Even if Keystone XL were in place, the golden age of Canada’s tar sands won’t be in sight — not without yet more pipelines as the bitumen producers face mounting opposition to their extreme operations. As a result of fierce resistance to Keystone XL, led in large part by TomDispatch contributor Bill McKibben, — the public has become far more aware of the perils of tar sands production. Resistance to it, for example, could stymie plans to deliver tar sands oil to Portland, Maine (for transshipment by ship to refineries elsewhere), via an existing pipeline that runs from Montreal through Vermont and New Hampshire to the Maine coast. Environmentalists in New England are already gearing up to oppose the plan.


If the U.S. proves too tough a nut to crack, Alberta has a backup plan: construction of the Northern Gateway, a proposed pipeline through British Columbia for the export of tar sands oil to Asia. However, it, too, is running into trouble. Environmentalists and native communities in that province are implacably opposed and have threatened civil disobedience to prevent its construction (with major protests already set for October 22nd outside the Parliament Building in Victoria).


Sending tar sands oil across the Atlantic is likely to have its own set of problems. The European Union is considering adopting rules that would label it a dirtier form of energy, subjecting it to various penalties when imported into the European Union. All of this is, in turn, has forced Albertan authorities to consider tough new environmental regulations that would make it more difficult and costly to extract bitumen, potentially dampening the enthusiasm of investors and so diminishing the future output of tar sands.


Extreme Planet


In a sense, while the dreams of the boosters of these new forms of energy may thrill journalists and pundits, their reality could be expressed this way: extreme energy = extreme methods = extreme disasters = extreme opposition.


There are already many indications that the new “golden age” of North American oil is unlikely to materialize as publicized, including an unusuallyrapid decline in oil output at existing shale oil drilling operations in Montana. (Although Montana is not a major producer, the decline there is significant because it is occurring in part of the Bakken field, widely considered a major source of new oil.) As for the rest of the Western Hemisphere, there is little room for optimism there either when it comes to the “promise” of extreme energy. Typically, for instance, a Brazilian court has ordered Chevron to cease production at its multibillion-dollar Frade field in the Campos basin of Brazil’s deep and dangerous Atlantic waters because of repeated oil leaks. Doubts have meanwhile arisen over the ability of Petrobras, Brazil’s state-controlled oil company, to develop the immensely challenging Atlantic “pre-salt” fields on its own.


While output from unconventional oil operations in the U.S. and Canada is likely to show some growth in the years ahead, there is no “golden age” on the horizon, only various kinds of potentially disastrous scenarios. Those like Mitt Romney who claim that the United States can achieve energy “independence” by 2020 or any other near-term date are only fooling themselves, and perhaps some elements of the American public. They may indeed employ such claims to gain support for the rollback of what environmental protections exist against the exploitation of extreme energy, but the United States will remain dependent on Middle Eastern and African oil for the foreseeable future.


Of course, were such a publicized golden age to come about, we would be burning vast quantities of the dirtiest energy on the planet with truly disastrous consequences. The truth is this: there is just one possible golden age for U.S. (or any other kind of) energy and it would be based on a major push to produce breakthroughs in climate-friendly renewables, especially wind, solar, geothermal, wave, and tidal power.


Otherwise the only “golden” sight around is likely to be the sun on an ever hotter, ever dirtier, ever more extreme planet.


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Michael T. Klare is a professor of peace and world security studies at Hampshire College and the author of “Resource Wars,” “Blood and Oil,” and “Rising Powers, Shrinking Planet: The New Geopolitics of Energy.”


Source, Salon 10/4/2012